Wo der Erste Stadtrat falsch liegt – noch einmal Harbighalle
Das Thema Harbighalle wurde ja nun in der Presse schon ordentlich breit getreten, es hatten mehrere Bürger kritisiert, wie die Stadt hier arbeitet. Die Stadt hat reagiert, findet sich selbst ziemlich super und stellt fest, dass die Verwaltung keine Fehler gemacht hat. Dass sich irgendwas ändert, ist nicht erkennbar und man kann nur hoffen, dass wenigstens hinter den Kulissen etwas passiert und der eine oder die andere über die Kritik nachdenkt. Daher schreibe ich diesen Beitrag auch nur auf dieser Webseite und nicht mehr als Leserbrief in der Zeitung. Irgendwann muss dann auch mal gut sein. Abgesehen davon, will der SüdhessenMorgen dazu nichts mehr veröffentlichen.
Die aktuelle Fertigstellungsprognose lautet Sommer 2024. Ich bin sicher, die allerletzte Prognose in einer Reihe von Prognosen wird dann auch irgendwann eintreten. Man weiß halt nur nicht, welche dann tatsächlich die letzte sein wird…
Nochmal zum Thema:
Der SüdhessenMorgen hat sich mit unserem offenen Brief an die Stadt gewendet und Bürgermeister und Erster Stadtrat haben geantwortet (Artikel im SüMo am 27. März 2024). Beide gehen unterschiedlich mit Kritik um. Der Bürgermeister – ganz Politprofi – teilt mit, dass er verärgert ist und unterstellt Kritikern fehlende Sachkenntnis. Welche Sachkenntnis da genau fehlt, lässt er offen. Sonst könnte man ja darauf reagieren.
Der Erste Stadtrat Jörg Scheidel argumentiert zu einzelnen Punkten, auf die ich nochmal eingehen möchte. Manches ist einfach falsch wiedergegeben und auch im Ergebnis falsch. Darauf möchte ich nochmal eingehen. Gut, dass man hier wenigstens mit umgehen kann und dass Herr Scheidel noch nicht so aalglatter Politprofi wie Baass ist. Das macht ihn wenigstens sympathisch.
Er lässt schreiben, dass das Dach der Harbighalle nicht plötzlich einsturzgefährdet war, sondern, dass viele kleine Dinge zusammenkamen, sodass dann Teile brachen. Das ist genau unsere Sichtweise. Wir haben geschrieben, dass das Dach nicht plötzlich einsturzgefährdet ist, sondern dass die vielen kleinen Dinge nicht rechtzeitig erkannt wurden. Insofern ist unser Vorwurf genau das: Die Verwaltung übersieht solche Schäden, sieht nicht, dass diese sich im Zusammenhang auswirken können.
Dazu sagt Jörg Scheidel, dass das nicht der Fall ist. Komischerweise ist aber genau das so passiert, wie die Presse genau wiedergibt und er vermutlich so erzählt hat. Dann erklärt er, dass die Stadt alle ihre Liegenschaften regelmäßig kontrolliert. Offenbar wurden aber die vielen kleinen Schäden, die zur Sanierung geführt wurden, aber eben nicht erkannt oder eben nicht, dass sie im Zusammenspiel zu Gefahren führen. Das ist genau der Punkt, den wir kritisieren.
Bisher war es also keine Gegendarstellung, sondern eher eine Bestätigung unserer Kritik. Dass der SüdhessenMorgen das so durchgehen lässt, verwundert.
Dann äußert sich Jörg Scheidel zur Wärmedämmung, die sich von der Fassade gelöst hatte. Wir hatten kritisiert, dass diese nur geklebt und nicht zusätzlich mit Dübeln befestigt war. Jörg Scheidel entgegnete dazu, dass zum Zeitpunkt der Aufbringung der Dämmung um die Jahrtausendwende es nicht üblich war, Dämmung auch zu verdübeln. Und als Beleg dazu, nennt er die Dämmung am alten Rathaus, die sich vor einigen Jahren ebenfalls gelöst hatte und die ebenfalls nicht verdübelt war.
Ich habe nun nicht in die damals gültigen Verarbeitungsnormen geschaut, weil das etwas aufwändiger ist. Aber alle Architekten und Handwerker haben unisono bestätigt, auch damals schon Dämmungen zusätzlich zur Verklebung verdübelt zu haben. In der Pauschalität der Aussage, es sei nicht üblich gewesen, ist es also einfach falsch. So „üblich“ war es nicht, zumal es auch unlogisch ist, Dämmung jedes Gewichts, in jeder Höhe etc. einfach nur zu kleben und nicht zu differenzieren. Außerdem haben Bürger beobachtet, dass die Dämmung an der Fassade der Harbighalle sehr wohl auch verdübelt war – allerdings mit viel zu wenig Dübeln. So viel zum Thema „üblich“.
Auch der „Beleg seiner Aussage“, dass der Fehler ja auch vor ein paar Jahren schon beim alten Rathaus passiert sei, macht die Sache nicht besser.
Gegen Ende des Beitrags im SüdhessenMorgen erklären Bürgermeister und Erster Stadtrat wo das zusätzlich erforderliche Geld für den ungeplanten Austausch des Sportbodens herkommt. Dieser war durch die vorhergehenden Bauarbeiten zerstört worden. Wir hatten vermutet, dass erst ein Nachtragshaushalt erstellt werden muss, um zu schauen, wo man das Geld denn herbekommt bzw. wo man dann an andere Stelle einspart.
Geradezu triumphierend wurde gesagt, sie nehmen das Geld einfach aus der Rücklage. Das ist interessant, denn bei Verabschiedung des Haushalts war alles noch sehr knapp und es dürfte nichts schiefgehen. Dann geht etwas schief und dann ist alles doch ganz einfach und man nimmt das Geld aus der Rücklage.
Was ist nun diese geheimnisvolle „Rücklage“? Rücklagen werden angelegt, um Geld für schlechte Zeiten zu haben. Bei der Stadt stehen im Haushalt dafür 14 Millionen bereit – ein Betrag, der sicherlich angemessen ist. Nun nimmt man für den Sportboden das Geld „ganz einfach“ aus dieser Rücklage. Da die Rücklage für solche Fälle vorgesehen ist, ist das auch richtig. Was allerdings offen bleibt ist, was nun in der Folge passiert. Wenn die Rücklage wieder aufgefüllt werden soll, muss das Geld an anderer Stelle eingespart werden und fehlt dann woanders. Oder man füllt die Rücklage nicht wieder auf und hat dann weniger Geld für Unvorhergesehenes in der Zukunft übrig. Die Ausführungen zeigen, dass es nicht ganz so einfach ist, wie Bürgermeister und Erster Stadtrat beschreiben. Man muss sich die Gedanken, an welcher Stelle man dann sparen wird, noch machen. (Andererseits freue ich mich schon darauf, bei der nächsten Steuererhöhung vorzuschlagen, das Geld doch einfach aus der Rücklage zu nehmen…)
Der SüdhessenMorgen hat nach seinem Beitrag mitgeteilt, dass er keine weiteren Reaktionen von uns zur Harbighalle veröffentlichen wird. Das ist sein gutes Recht als privatwirtschaftliches Unternehmen, macht es aber schwierig, mit falschen Behauptungen umzugehen.
Das gilt in ähnlichem Maße auch für den Kommentar von Wolfram Köhler „Theymann gegen Scheidel“. Auch hier wollte der SüdhessenMorgen eine Reaktion nicht mehr veröffentlichen. Daher habe ich es hier in einem eigenen Beitrag noch getan. Wir müssen aufpassen, dass nicht die falschen Diskussionen geführt werden. Es geht nicht um „Theymann gegen Scheidel“ sondern darum, dass die Stadt bessere Arbeit leistet und die Verwaltungsspitze ist dafür verantwortlich.
Und noch zum Abschluss: Sollte jemand aus der Politik zu diesem – nur auf dieser Webseite veröffentlichten – Beitrag reagieren wollen, werde ich das gerne an dieser Stelle tun!
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