Was macht die Wärmeplanung der Stadt Viernheim?
Stellen Sie sich folgende Situation vor: es ist November 2023, der Winter naht und Ihre Gasheizung geht kaputt. Der Installateur vermeldet, dass es keine Ersatzteile mehr für das 30 Jahre alte Gerät gibt. Sie brauchen eine neue. Jetzt ist guter Rat teuer. Es heißt, man soll nicht mehr mit Gas heizen, sondern auf andere Energiequellen umsteigen. Das würden Sie auch gerne und suchen nach Möglichkeiten.
Sie erinnern sich, dass ja in Ihrer Straße Fernwärme liegt und fragen die Stadtwerke, ob ein Anschluss an das Fernwärmenetz möglich ist. Ein Anschluss ist aktuell nicht möglich – vielleicht weil die selbst nicht wissen, wo in Zukunft die Wärme herkommen soll.
Eine Wärmepumpe? Dazu müssen Sie erst ihr altes Haus sanieren und isolieren. Sie kalkulieren für Wärmepumpe, Isolierung des Hauses und eine Photovoltaikanlage, um nicht auf den teuren Strom der Versorger abhängig zu sein, 200.000 Euro ein. Das Geld haben Sie nicht und als Rentner bekommen Sie auch keinen Kredit mehr. Die Zuschüsse, die die Bundesregierung für die Wärmepumpe in Aussicht stellt, reichen bei weitem nicht.
Doch wieder Gas? Eine moderne Gasheizung mit Brennwerttechnik erfordert die Sanierung des Schornsteins. Preis alles in allem 18.000 Euro – um dafür eine Heizung zu kaufen, die man eigentlich nicht mehr kaufen sollte, weil man ja vom Gas wegwill. Eine Gasheizung mit älterer Technik kaufen ist zwar in er Anschaffung günstiger, aber auch nicht wirklich zukunftsfest. Beide müssten erst Jahrzehnte betrieben werden, um die Anschaffungskosten über die Jahre zu amortisieren.
Genau so geht es einigen Viernheimer Haushalten. In den nächsten Jahren werden weitere Haushalte dazu kommen. Die Unsicherheit ist groß. Ebenso die Stromrechnung, wenn man dann, um den Winter zu überbrücken, mit Strom heizen muss.
War da nicht etwas mit kommunaler Wärmeplanung, die die Stadt erstellen soll? Eine Planung, in der es darum geht, wo in Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger die Wärme zur Beheizung der Haushalte herkommen soll? Und zwar Stadtteilweise bzw. sogar Straßenzugweise?
Im November 2022 hat die hessische Landesregierung ein Gesetz verabschiedet, dass ab November 2023 alle Städte über 20.000 Einwohnern verpflichtet, eine solche Wärmeplanung zu erstellen. Ziel ist bis 2030 den Wärmebedarf zu 30 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken und bis 2045 sogar zu 100 Prozent. Die Bundesregierung hat nach der hessischen Landesregierung ähnliches beschlossen und verlangt eine kommunale Wärmeplanung bis Ende Juni 2028 von Städten mit unter 100.000 Einwohnern.
Die Städte, die sich damit schon befassen, setzen oft auf Wärmenetze. Mannheim zum Beispiel will sein bestehendes Fernwärmenetz massiv ausbauen. Für 80 Prozent und mehr aller Haushalte. Anstatt des Großkraftwerks wird in Zukunft, neben weiteren Wärmequellen, eine große Wärmepumpe die Wärme aus dem Rhein nutzbar machen. Oder auch Weinheim hat mit der Wärmeplanung begonnen, macht Infoveranstaltungen dazu, betreibt eine eigene Webseite zum Thema. Frankfurt plant, u.a. die Rechenzentren, die sich in Frankfurt angesiedelt haben, als Wärmelieferanten zu nutzen. Das Land Hessen hat rund 20 Geothermiebohrungen im Land finanziert, um Gemeinden zu helfen, mit dem Thema Geothermie voranzukommen. Überall im Land werden Unternehmen identifiziert, die Abwärme produzieren, die man per Fernwärme nutzbar machen könnte. Viel Aktivität um uns herum!
Wie sieht es in Viernheim aus? Eine Wärmeplanung soll in Auftrag gegeben worden sein. Gerüchte! – gefunden habe ich dazu nichts. Zudem ist auf der Webseite von Viernheim eine Seite „Informationsplattform Energie“ erstellt worden. Alle Links führen ins Leere und Erläuterungen fehlen. Und was ist aus dem Thema Geothermie geworden? Man weiß es nicht.
An Stadt und Politik: Ja, es ist noch Zeit bis 2030 oder bis 2045. Aber manche haben JETZT das Problem und suchen eine Lösung! Das Problem ist, wer heute die 200.000 Euro für sein altes Haus investiert, könnte dann in ein paar Jahren trotzdem gezwungen werden, sich an das dann erweiterte Fernwärmenetz anzuschließen? Denn so ein Fernwärmenetz muss sich ja schließlich amortisieren… Alles was man als Bürger heute investiert, kann man dann abschreiben. Es wäre gut, wenn man wüsste, was die Stadt so plant!
Links:
- Informationsplattform Energie der Stadt Viernheim
- Facebookpost der Stadt Weinheim zum Auftakt für die Wärmewende
- Webseite der Stadt Weinheim zur Wärmewende
- Geothermie in Hessen
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