Unser Tivolipark

Früher war der Tivolipark noch eine Augenweide. Tulpenschauen haben dort stattgefunden, ein kleiner Bachlauf ging durch den Park und schön anzuschauen war er allemal.

Heute sieht es dort anders aus. Am Eingang begrüßt einen ein großes Schild. Auf dem Schild steht dann was man alles nicht dort darf. Hinter dem Schild sieht es dann auch nicht so aus, als wolle man von den verbotenen Dingen irgendetwas dort tun.

Ja, der Tivolipark soll nun neu gestaltet werden und die Entwürfe machen auch erst mal einen guten Eindruck. Aber die letzten Jahrzehnte ist dieser Park einfach vernachlässigt worden. Nicht gepflegt (in Viernheim nennt man das „naturnah bewirtschaftet“) und als Hundeklo missbraucht.

Viernheim könnte…!

Schauen Sie sich die folgenden Fotos an. Zwei Fotos zeigen den Tivolipark und zwei den Streifen zwischen zwei gut befahrenen Straßen im Norden Viernheims. Welche Bilder gehören zum Tivolipark und welche zum Streifen zwischen der Wormser- und der Nibelungenstraße?

Offenbar kann die Stadt durchaus schönes saftiges Grün und ist in der Lage Grün auch zu pflegen und nicht nur „naturnah zu bewirtschaften“. Sind ggf. Prioritäten falsch gesetzt? Oder ist in den Jahren das Naherholungsgebiet „Wormser-Nibelungenpark“ entstanden, es fehlen noch Wege und Sitzgelegenheiten und keiner hat es mitbekommen?

Falsche Prioritäten?

Liegt die Attraktivität solcher Orte für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt am Herzen? Will die Politik attraktive Orte für die Bürger, an denen man sich aufhalten kann, Spaß haben kann, Menschen treffen kann, ggf. auch ohne konsumieren zu müssen? Nicht jeder hat seinen eigenen Garten und gerade bei der zunehmenden Verdichtung der Flächen im Stadtbereich fallen viele Gärten weg und werden bebaut. Brauchen die Bürgerinnen und Bürger hier nicht genau solche Möglichkeiten, auch einmal das Haus verlassen zu können?

Wie könnte es aussehen?

Es geht auch anders, wie die folgenden beiden Bilder zeigen. Sie zeigen den Bryant Park in New York, einen von vielen Parkanlagen mitten im Stadtgebiet der Megastadt. New Yorks Parkflächen belegen 14% der Stadtfläche – heißt es.

Wie wäre es mit so einem Stadtpark in Viernheim? Vergleichen Sie die Bilder vom Tivolipark mit diesem hier von einem Park in New York City. In welchem der beiden Parks fühlen sich die Menschen wohler? Wo würden Sie sich wohler fühlen? Im Bryant Park in New York City gibt es neben den zahlreichen Tischen und Stühlen eine Freiluftbibliothek mit Büchern und aktuellen Zeitschriften, freies WLAN, Events und vieles mehr. Auf der großen freien Fläche sind Tische und Stühle verteilt und werden für Veranstaltungen beiseite geräumt, zum Beispiel für Massenyoga mit 1000 Beteiligten, für Lesungen, Konzerte und vieles mehr.

Es gibt Städte auf der Welt, die können es anders. Und das hat nicht unbedingt was mit dem Geld zu tun, denn New York City muss mit öffentlichen Geldern genauso knausern wie wir. (Abgesehen von New York City gibt es natürlich auch hierzulande und in der Region schöne Beispiele von Parks wie den Luisenpark, die Neckarwiesen in den verschiedenen Ortschaften und viele andere städtische Naherholungsbereiche, die einladen, sich dort aufzuhalten.

Die Politik reagiert

Jetzt wird der eine oder andere sagen, dass ja jetzt endlich was getan wird. Ein Büro wurde beauftragt, den Park neu zu gestalten und hat seinen Entwurf vor einigen Monaten der Bevölkerung vorgestellt. Ein schöner Entwurf ist das geworden. Mit Wegen, Grünflächen einem Spielplatz, einer Boulebahn.

Der Plan hat gute Chancen verwirklicht zu werden und der Tivolipark wird wieder schön. Das ist gut!

Das große Aber…

Die Betrachtung der Causa Tivolipark wirft aber einige Fragen auf

1. Warum war der alte Park so ungepflegt? Wird es bei einer Neuausgabe des Parks anders sein? Wird der neue Tivolipark regelmäßig gepflegt, gegossen, bepflanzt, gemäht, gekehrt? Ist Geld dafür eingeplant?
2. Wenn der neue Tivolipark regelmäßig gepflegt, gegossen, bepflanzt, gemäht, gekehrt wird, warum ist das nicht schon mit dem alten Park geschehen? Vielleicht hätte es dann keiner Neuplanung bedurft?
3. Ein externes Planungsbüro hat den neuen Plan erarbeitet: mit Wegen, Grünflächen, einem Spielplatz, einer Boulebahn. Moment mal! Ein Planungsbüro für Wege, Grünflächen, einen Spielplatz und eine Boulebahn? Wir haben jetzt schon Wege, Grünflächen und einen Spielplatz. Braucht es um eine Boulebahn, die vermutlich durch die beteiligten Bürgergruppen hinzu kam, tatsächlich ein externes Büro? Hätte man nicht für die Kosten des Planungsbüros den bestehenden Park ein oder mehrere Jahre pflegen können?
4. Hat die Stadtverwaltung in den zuständigen Ämtern keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer ähnlichen Qualifikation wie im beauftragten Planungsbüro? Wäre es nicht günstiger, man hielte für dieses und weitere Projekte, stadteigene Kompetenzen vor, um solche Anlagen selbst planen zu können und in der Pflege dann fortzuführen?

Welche Ziele verfolgt die Politik mit dem Tivolipark und was hat sich verändert? Von der naturnahen Bewirtschaftung zur attraktiven Parkanlage für die Bevölkerung mit Spiel- und Aufenthaltsflächen ist ja schon ein Schritt.

Vielleicht ist es sinnvoll, hierüber auch zu sprechen und nicht nur die Aufgabe Tivolipark abzuarbeiten, um die Neuanlage dann (hoffentlich nicht) wieder verkommen zu lassen. Nicht wieder nur Reparieren!

Die Fragen zeigen die eigentlichen Probleme auf und diese sind Fehler im System! Es kümmert sich niemand drum, es wird kein Geld eingeplant, vielleicht ist den Verantwortlichen die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Viernheim nicht so wichtig oder was auch immer. Hei, das System ist krank. Der kaputte Tivolipark ist nur ein Symptom der Krankheit. Wenn wir den nun neu machen lassen, ist das Symptom erst mal zugekleistert und man gute Bilder für die Presse machen. Aber das Problem ist damit nicht gelöst. Und vielleicht hätte man mit der tatsächlichen Problemlösung das Büro nicht gebraucht. Allerdings hätte es dann vielleicht keine schönen Bilder gegeben…