Stadtwerke schließen 2022 mit Riesengewinn ab und keiner spricht darüber
Die Stadtwerke Viernheim haben im Jahr 2022 einen Gewinn von über 7 Millionen Euro gemacht. Ein tolles Ergebnis, welches da zu Jahresbeginn im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Im Jahr 2021 waren es knapp über 2 Millionen Euro. Die Frage ist nur: Warum spricht keiner darüber? Sonst feiert man doch gerne jeden noch so kleinen Erfolg.
Woher kommt dieser hohe Gewinn? Das Jahr 2022 war der Beginn des Ukrainekriegs und damit Beginn und gleichzeitiger Höhepunkt der Energiekrise. Wir Bürgerinnen und Bürger erinnern uns, das war das Jahr, in dem die Stadtwerke von Monat zu Monat neue Preiserhöhungen für Strom und Gas ankündigten und sich dabei auf die Energiekrise beriefen. Eine Verdopplung des Gaspreises und beim Strom ein Preis von über 60 Cent pro Kilowattstunde waren die spürbaren Ergebnisse für die Kunden der Stadtwerke. Viele Privatleute sowie viele Gewerbetreibende hatten Schwierigkeiten, diese Preise zu verdauen. Manch ein Gewerbe hat sich aufgrund dessen verkleinert oder gar aufgegeben.
Waren es die hohen Preise, die zu dem enormen Gewinn geführt haben? Wir wissen es nicht, denn die Stadtwerke veröffentlichen nur das absolut Notwendigste. Auf Nachfragen erhält man in der Regel keine Antwort. Schade eigentlich, denn die Stadtwerke gehören der Stadt und werden kontrolliert von einem Aufsichtsrat, der aus von uns allen gewählten Politikern besteht. Mehr Transparenz wäre hier also durchaus möglich – wenn man wollte.
Ich selbst vermute eher, dass die Beteiligungen an verschiedenen Windparks den hohen Gewinn möglich gemacht haben. Windparkbetreiber konnten im Krisenjahr enorme Gewinne machen, denn der Marktmechanismus (Merrit Order System) orientiert sich an den höchsten Preisen, die dann alle Stromerzeuger bekommen. Wenn ein Gaskraftwerk aufgrund der hohen Preise für Gas die Preise vorgibt, profitiert ein Windpark, für den der Wind ja deshalb nicht teurer bläst. So haben viele Windparks und andere 2022 mehr Gewinn gemacht.
Was passiert nun mit diesem Gewinn? Wissen wir ebenfalls nicht, denn offenbar wollen weder Stadtwerke noch Politik überhaupt über diesen Gewinn öffentlich sprechen. Bisher ist jedenfalls dazu nichts zu hören. Bleibt uns als Bürgerinnen und Bürgern also nur über die Verwendung des Gewinns zu spekulieren.
Wie wäre es mit einer Ausschüttung an die Kunden der Stadtwerke? Um sozusagen im Nachhinein für die verursachten Sorgenfalten etwas zu entschädigen?
Wie wäre es, damit die Energiewende für Viernheim voranzubringen? Zum Beispiel, um das Wärmenetz auszubauen? Oder um mehr Strom selbst in Viernheim zu produzieren und diesen dann vergünstigt an die Viernheimer Kunden verkaufen zu können? Immerhin müsste der Strom dann nicht durch die teuren Leitungen von der Nordsee oder sonst wo zu uns gebracht werden. Die Transporte machen den Strom unnötig teuer. Die Kilowattstunde Strom lässt sich mit Photovoltaik oder Wind zu vier bis acht Cent produzieren. Alles andere sind Kosten für Netze und Gewinne. Allerdings hat der Chef der Stadtwerke erst jüngst angekündigt, bezüglich Energiewende erst mal abwarten zu wollen. Ob der Klimawandel dafür Verständnis aufbringt?
Natürlich könnte der Gewinn auch an die Stadt als Eigentümerin ausgeschüttet werden. Diese könnte dann Kindergärten davon kaufen, bezahlbares Wohnen ermöglichen, ein altes Rathaus abreißen, die Straßen sanieren, mit dem Hessentag eine tolle Party schmeißen, der Harbighalle einen neuen Sportboden spendieren und alle die anderen schönen Dinge tun, für die der städtische Haushalt nicht das notwendige Kleingeld hergibt.
Wir werden sehen, wie sich die Verantwortlichen hier entscheiden. Und die Zukunft wird zeigen, ob die Entscheidungen die richtigen waren. Die Generation der Kinder und Enkel der Politiker wird das dann ausbaden müssen oder profitiert von einer weisen und nachhaltigen Entscheidung.
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