„Stadt mit viel Potenzial nach oben“
P., Angestellter, 53 Jahre
Frage: Was macht Viernheim für Dich so „besonders“, so dass Du hier wohnst?
Meine Wohnung ist hier, ich habe hier meine Jugend verbracht, bin zur Schule gegangen, habe viele Freunde hier. Das ist der Grund, dass ich hier wohne. Der Grund ist nicht, dass Viernheim so „besonders“ ist.
Frage: Was an Viernheim findest Du so richtig „Klasse“, so dass Du es anderen empfehlen könntest?
Was mir gut gefällt ist die geografische Lage in der Region. In Heidelberg, Mannheim, Darmstadt oder auch im Odenwald oder der Pfalz ist man schnell. Als Nicht-ÖPNV-Nutzer kann ich alles schön mit dem Auto erreichen. In Viernheim selbst ist der Wald nah, man kann vieles zu Fuß und mit dem Rad unternehmen. Schade ist, dass es wohl keinen schnell erreichbaren ICE-Halt mit vielen Parkplätzen außerhalb Mannheims geben wird, zum Beispiel als „Tiefbahnhof Rhein-Neckar-Zentrum“. Das würde die Nutzung von Bahn und ÖPNV vereinfachen.
Frage: Wie attraktiv und lebenswert findest Du Viernheim und warum?
Was ich klasse finde ist, dass wir ein Freibad und ein Hallenbad haben, dass wir viele Feste haben wie das Siedlerfest. Das ist immer schön. Früher waren die Pfarrfeste besser, die haben sich im Stil einfach verändert. Wir haben viele Vereine. Man findet für so gut wie jedes Interesse den passenden Verein. Ansonsten gibt es hier alles: vom Einkaufszentrum bis Schulen und alles fußläufig.
Frage: Was sind die größten Probleme und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Ein großes Problem ist die Hundeschei…, da tritt das Kind rein oder auch man selbst. Da habe ich echt die Nase voll.
Dann die vielen Autos auf den Gehwegen. Da bleibt nicht viel Platz zum laufen. Was machen damit Eltern mit Doppelkinderwagen? Gut, ich muss da vielleicht ruhig sien, denn ich habe eigene Parkplätze direkt vor dem Haus. Die müssen schon auch irgendwo parken können. Aber es ist trotzdem ärgerlich.
Oder die verfallenen Häuser in der Innenstadt. Sie sehen schlecht aus und zerstören das Bild. Wenn gebaut wird, macht jeder was er will. Man muss da schon die Eigentümer mitnehmen, aber es gibt eben auch kein Gesamtkonzept. Und der Handel hat es nicht leicht, das Einkaufszentrum auch nicht. Die Leute kaufen heute eher online.
Die Riesenbusse, die als Stadtbus durch Viernheim fahren. Die fahren mit einem Affenzahln und beim Kreisel Friedrich-Ebert-Straße – Wasserstraße donnern sie einfach über die Mittelinsel. Da muss man sich als Autofahrer auch erst mal drauf einstellen. Und macht das überhaupt Sinn mit dem Stadtbus? Tagsüber sind sie weitgehend leer und morgens sitzt man mit 100 Kindern im Bus, und die vorletzte Station ist die, an der ich aussteige.
Oder der Zustand der Straßen. Das „Gesocks“ vor der Stadtbücherei. Manche trauen sich schon gar nicht mehr über den Platz.
Mehr Sauberkeit. Öfter mal die Kehrmaschine durch Viernheim schicken oder die überfüllten Mülleimer leeren.
Oder der Park hinter dem Knupfer in der Nordweststadt. Wildwuchs für Schmetterlinge und Bienen ist ja was Gutes, aber es braucht auch Bereiche für den Menschen. Der Mensch ist dort nicht mehr willkommen. Es ist kein alltäglicher Treffpunkt für Kinder, Erwachsene etc.
An manchen Privatgrundstücken, zum Beispiel an Bauplätzen, wachsen oft Brombeeren auf den Gehweg. Das muss auch weg gemacht werden.
Mit den Zerstörungen in der Stadt durch Jugendliche muss anders umgegangen werden. Wenn da Grafities sind, muss man die schnell überstreichen. Schnelles reagieren wird die „Künstler“ abschrecken, denn die Arbeit und das Invest an Farben ist schnell wertlos, wenn es niemand sehen kann. Das nimmt die Motivation sowas zu machen.
Frage: Haben Sie Ideen zur Lösung dieser Probleme?
Kehrmaschine!
Vielleicht kann man mehr Grün in der Stadt auch bewirtschaften mit dem Anbau von Gemüse. So dass die Leute hingehen, um zu gärtnern.
Wir brauchen eine höhere Polizeipräsenz! Wenn man für bestimte Plätze ein Alkoholverbot ausspricht, macht es keinen Sinn nur ein Schild aufzuhängen. Wenn man nicht kontrolliert, macht es keinen Sinn.
Und es wäre gut, wenn es mehr Informationen gäbe über Veranstaltungen. Wir lesen häufig Berichte über interessante Veranstaltungen in der Zeitung erst im Nachhinein. Hätten wir vorab gewußt, dass diese Veranstaltung stattfindet, wären wir auch hin gegangen.
Ich wünsche mir eine Fahrradstraße nach Lampertheim. Heute kann man da über die alte Panzerstraße fahren, der alten Bahnline nach Worms entlang. Die ist nicht geteert und eine Holperstrecke. Ein geteerter Radweg wäre gut und ein idealer Weg nach Lampertheim. In 15 Minuten wäre man dort und müsste nicht über die gefährliche Landstraße fahren.
Frage: Wir haben als Gesellschaft große Herausforderungen zu bewältigen: Klimawandel, Pandemie, Kundenansprüche und Technologie verändern viele Branchen in höchstem Maße. Wohin müsste sich die Stadt Viernheim angesichts der Herausforderungen entwickeln?
Hmm.
Ladestationen für Elektroautos wären gut. Wie soll man sonst mit einem Elektorauto klar kommen? In anderen Ländern sind die Ladestationen zahlreich am Straßenrand, man parkt und kann dort auch laden.
Frage: Was zeichnet ein Viernheim aus, in dem sie noch lieber leben wollen?
Ein Radwegenetz zur Verbindung der Nachbarstädte mit Viernheim wäre gut. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, sucht man sich den kürzesten Weg. Das ist dann oft kein Radweg. Wo fährt man (ohne Umwege) zum Beispiel nach Heidelberg? Ein Gesamtkonzept Radwegenetz wäre gut.
Das Wehren gegen Industrie halte ich für falsch. Es wäre gut, wenn Viernheim attraktiver für Firmen wäre.
Mehr Vielfalt. Mehr Freizeitmöglichkeiten. Und Digitalisierung!
Frage: Wie würden Sie Viernheim in einem Satz zusammenfassen?
Viernheim ist eine Stadt mit viel Potenzial nach oben!