Interview
Leider hat der Südhessen Morgen beschlossen, erst dann über meinen „Wahlkampf“ zu berichten, wenn ich die notwendigen Unterstützungsunterschriften zusammen habe. Das ist Schade, denn ich finde, die lokale Presse sollte eine aktive Rolle in der lokalen Meinungsbildung spielen. Und zwar zu jedem Zeitpunkt einer Wahl. Aber es ist natürlich die freie Entscheidung des Unternehmens, das so zu handhaben.
Aus der Enttäuschung über diese Entscheidung heraus, habe ich mich entschlossen, mich kurzerhand selbst zu interviewen.
Frage: Herr Theymann, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns Rede und Antwort zu stehen. Zum Einstieg interessiert uns, was Sie bewogen hat, sich um den Posten des Bürgermeisters zu bewerben?
Theymann: Ich verfolge seit vielen Jahrzehnten das lokale Geschehen in Viernheim und sehe aus beruflicher Perspektive, was sich andernorts tut und was alles möglich ist. Und da sehe ich Viernheim weit zurückfallen. Wir diskutieren die falschen Themen, lösen zu wenig Probleme, machen immer das Selbe und wundern uns, dass es auch in der x-ten Wiederholung immer noch nicht zum Erfolg führt. Und wir diskutieren viel zu ideologisch als uns um tatsächliche Wirkung zu kümmern.
Ich glaube, das kann niemand von innerhalb des Systems lösen, da muss jemand von außen kommen. Jemand mit anderer Perspektive, mit neuen Ideen, jemand, der über den Tellerrand schaut. Wie soll das jemand tun können, der wie die anderen Kandidaten schon viele Jahre dabei ist und das Ganze mit verantwortet?
Frage: Was meinen Sie damit konkret? Können Sie unserer Leserschaft Beispiele dazu benennen?
Theymann: Ja klar. Wir diskutieren seit rund zwei Jahrzehnten die Sanierung des Rathauses. Das ist schon lang, oder? Aktuell wird überlegt, ob es clever ist, die neue Fassade an der alten zu befestigen. Zur Erinnerung: das Rathaus muss u.a. deshalb saniert werden, da die alte Fassade herabzustürzen droht. Das Thema Innenstadt ist seit Jahren nicht gelöst. Es wird beklagt, dass die Stadt dreckig ist. Dass der Egoismus und der Sittenverfall mehr und mehr zunehmen. Die Stadtverwaltung ist bei der Digitalisierung weit zurück. Es wird die Fahrradstadt proklamiert, damit aber die Realität der Bürgerinnen und Bürger ausgeklammtert. Zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger, die angestellt sind, arbeiten außerhalb Viernheims. Ein großer Teil davon wird heute als auch in Zukunft mit dem Auto zur Arbeit fahren weil attraktive Alternativen einfach fehlen. Es ist völlig unklar wo Viernheim in Zukunft hin will und was die Stadt tun will, um dort hin zu gelangen.
Also wir haben:
- Probleme, die wir seit Jahren nicht lösen.
- Problemlösungen, die nicht funktionieren.
- Ideen auf Basis von Ideologien, die zu wenig Wirkung haben, um Probleme zu lösen.
- Die Stadt ist nicht auf die Zukunft vorbereitet und nicht mal auf die Zukunft gerichtet.
Frage: Glauben Sie, dass es Bürgerinnen und Bürger gibt, die das ähnlich sehen? Glauben Sie, dass Sie genug Unterstützer finden?
Theymann: Das ist eine sehr gute Frage! Mehrere Punkte dazu:
Erstens: Die Wahlbeteiligung der letzten Kommunalwahl lag bei 41,2 Prozent. Das heißt rund 60 Prozent der Wahlberechtigten haben sich von der Mitsprache verabschiedet. Aus welchem Grund auch immer. Und bei den 41,2 Prozent sind dann noch Wähler dabei, die (wie ich) zwar wählen, aber lange nicht von den Angeboten überzeugt sind. Ich wähle seit mindestens zwei Jahrzehnten das kleinst-mögliche Übel und ärgere mich, wenn sich die Politiker dann hinstellen und von einem „klaren Wählerauftrag“ sprechen.
Zweitens: Ich habe angefangen mit Bürgern „Interviews“ zu machen. Die erste Frage lautet „Was macht Viernheim für Sie so „besonders“, so dass Sie hier wohnen?“ An dem „besonders“ stoßen sich so gut wie alle. Viele sind hier geboren worden oder der Liebe wegen hergezogen. Keiner kam hier her, weil Viernheim so besonders ist. Aber es stört sie andererseits auch nicht wirklich hier zu wohnen. Man kann hier wohnen und sich versorgen, Viernheim ist also funktional ganz okay, und profitiert ansonsten von seiner Lage in der Rhein-Neckar-Region wo man schnell mal eben in der Pfalz, im Odenwald, auf dem Marktplatz von Weinheim, in der Innenstadt von Heidelberg oder sonstwo ist. Aber „besonders“ fand bisher keiner Viernheim. (Das mag daran liegen, dass ich vor allem Menschen sprechen wollte, die sonst nicht primär adressiert werden.)
Drittens: Ich bin mit einigen Bürgerinnen und Bürgern in persönlichen Kontakt und Austausch gekommen. Da gibt es dann Geschichten von Vetternwirtschaft http://lindner-dresden.de/buchstabe-g/index.html , von Menschen, für die bestimmte Regeln und Gesetze der Stadt nicht gelten, von Mails und Briefen an die Stadt, die einfach ignoriert werden und vielem mehr. Kann es denn sein, dass wenn man niemandem auf dem Rathaus oder der Politik kennt, man keinen schnellen Termin in einem Amt bekommt, aber wenn man nur jemanden kennt, geht es doch?
Diese Eindrücke sind nicht repräsentativ. Aber sie zeigen eine mögliche Erklärung dafür auf, dass sich so viele von der Politik abgewendet haben. Dies wird von den bestehenden Parteien und Wählergemeinschaften aber überhaupt nicht gesehen. Kein Wunder, trotz geringer Wahlbeteiligung sind die Abgeordneten und hautpamtlichen Würdenträger ja gewählt.
Insofern: Ja, es gibt einen Bedarf nach Veränderung und ein riesiges Potenzial an Unterstützern, die aktuell hinten runter fallen und sich einfach ausklinken.
Ob ICH dieses Potenzial heben kann und die Menschen zu meinen Unterstützern machen kann, werden wir sehen. In Zeiten der Kontaktbeschränkungen ein schwieriges Unterfangen, denn es geht ja erst mal um Glaubwürdigkeit und Vertrauen, damit man die Menschen überhaupt erreichen kann. Mit Plakaten, Facebook &Co, Internetseiten etc. eher schwierig. Dazu bedarf es des persönlichen Gesprächs und des persönlichen Kontakts. Zu Gute kommt mir sicherlich, dass ich ein „unabhängiger“ Kandidat bin. Für viele, mit denen ich gesprochen habe, ist das schon ein Wert an sich ist.
Frage: Was sieht denn Ihr Programm aus?
Theymann: Das ist schwierig, das auf die Schnelle darzustellen. Ich habe vier Grundideen definiert und diese jeweils auf meiner Webseite Lust-auf-Viernheim.de ausgeführt. Diese Webseite ist ja nur einen Klick entfernt…
- Ich möchte die Stadt auf ihre Zukunft vorbereiten und diese Zukunft aktiv gestalten.
- Ich möchte Viernheim zu einer lebenswerten und attraktiven Stadt machen! Eine Stadt, die man gerne als „besonders“ bezeichnet!
- Ich möchte die bestehenden Probleme schnell und nachhaltig lösen!
- Ich möchte die Bürger viel stärker in die politischen Prozesse einbinden und dabei verstärkt auch die adressieren, die sich ausgeklinkt haben Es kann nicht sein, dass die Politik mit einem Wählervotum von 40% der Wählerinnen und Wähler zufrieden ist.
Vor allem das Thema Zukunft treibt mich beruflich stark um. Die Welt hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten so schnell wie nie verändert. Das ist vor allem ein gesellschaftlicher Wandel, der durch die technologische Entwicklung als auch die Globalisierung angetrieben und unterstützt wird. Die Menschen erwarten heute mehr von den Geschäften, in denen sie einkaufen, mehr Service, mehr passgenaue Unterstützung, bessere Problemlösungen. Sie erwarten Spaß und Erlebnisse. Sie erwarten, dass Dinge automatisch gehen. Das was der Staubsaugerroboter in der Abwesenheit macht, muss doch auch mit der Steuererklärung möglich sein.
Und diese Erwartungen haben sie ja zurecht. Denn es wird für alles sehr schnell jemanden geben, der genau diese Erwartung erfüllen wird. Wohnen, Leben, Arbeiten, Wirtschaften – alles wird sich weiter erheblich verändern. Und entweder wir lassen uns drauf ein und gestalten es JETZT mit – oder es kommt irgendwann jemand anderes, macht es einfach und wir haben mit einem Schlag viele städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu viel.
Frage: Und was genau sehen Sie da für die Stadt zu tun?
Theymann: Darauf müssen wir uns als Stadtgesellschaft einstellen. Wir müssen die Verwaltung darauf einstellen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür fit machen, eventuell neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen, die wir für die neuen Aufgabenstellungen brauchen, müssen die technologische Infrastruktur dafür schaffen, für das was kommen wird, sollten die Bürgerinnen und Bürger dabei mitnehmen, ihnen Angebote machen, sich selbst darauf einzustellen zu können. Und alle müssen wir lernen. Ganz viel lernen! Über Stadtentwicklung, über Zukunftsfragen, über die neue Art zu arbeiten, über neue Möglichkeiten des Wohnens, des Wirtschaftens, des Einkaufens, müssen uns mit „Geschäftsmodellen“ auseinander setzen etc. Wir müssen die Stadt neu erfinden!
Ich komme ja eher aus der Unternehmenswelt. Da ist es genau so. Die, die sich auf den Weg machen, haben eine größere Chance bestehen zu können, die, die abwarten, die nichts tun, die zu wenig tun, werden es nicht überleben und früher oder später schließen müssen.
Frage: Und was machen Sie da anders als die anderen Kandidaten?
Theymann: Leider gibt es ja aktuell keine Möglichkeiten des Austauschs oder der öffentlichen Diskussion. Aber mein Ansatz ist der, erst einmal zu verstehen, was da gerade überhaupt passiert. Dann erst kann man nach geeigneten Lösungen suchen.
Nehmen wir zum Beispiel die Innenstadt. Was hat sich für den Handel in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert? Wie haben sich die Erwartungen der Kunden verändert? Es ist nicht, dass die Leute nun leider lieber billig kaufen wollen oder ihnen der lokale Händler nicht schick genug eingerichtet ist. Wenn man das glaubt, dann schimpft man gegen die Billigkonkurrenz oder verteilt Steuergeld, damit die Läden sich besser ausstatten können. Oder wenn man glaubt, dass in der Innenstadt nur ein bisschen Grün und ein paar Sitzgelegenheiten fehlen, dann stellt man ein paar Blumenkästen und ein paar Sitzbänke auf. Das alles wird die Innenstadt in Viernheim nicht retten. Das sage ich deshalb so überzeugt, wir das schon viele Jahre praktizieren und das Problem immer noch nicht gelöst ist. Da werden nur die Symptome bearbeitet für ein Problem, was offenbar niemand verstanden hat.
Diese Art des Denken sehe ich in den Veröffentlichungen und Programmen der Mitbewerber nicht.
Frage: Und Sie haben es verstanden?
Theymann: Als Vollblutpolitiker müsste ich jetzt sagen: Ja, ich habe es verstanden und deswegen machen wir das nun so und so.
Ich bin ja aktuell noch kein Politiker sondern eher Unternehmer und Macher. Daher erlaube ich mir zu sagen, dass ich die fertige Lösung auch nicht kenne. Aber ich habe mich mit der Entwicklung im Handel beschäftigt, kenne Einzelhändler und deren Probleme, habe mir angeschaut, was woanders passiert, versuche zu vestehen, wie die Käufer und Käuferinnen ticken, auf was sie Wert legen, was ihnen wichtig ist.
Das ist der Beginn für ein Konzept. Dazu fehlen mir Daten, die Innnensichten der Stadt und deren Verantwortlichen, die Gespräche mit den Einzelhändlern in Viernheim, mit deren Vermietern, Kenntnisse über deren Abhängigkeiten etc. Und es ist eine Frage des Ziels. Wollen wir die Innenstadt als weiteres Handelszentrum, als „Einkaufsmeile“ haben oder wollen wir die Innenstadt als attraktiven und lebenswerten Ort für die Bürgerinnen und Bürger in der Mitte der Stadt haben. Die „Einkaufsmeile“ wird vermutlich einfach keine Chance mehr haben. Die Innenstadt aber als attraktiver und lebenswerter Ort sehr wohl. Und da ist dann auch Platz für den Handel und für Gastronomie. Der Unterschied liegt im Denkansatz.
Und wenn wir das tatsächlich nicht hinbekommen sollten, sollten wir uns das ehrlicherweise eingestehen, die Fußgängerzone für den Autoverkehr öffnen und die selbstgemachten Hürden für den Handel abbauen. Aktuell argumentieren wir damit, dass sich die Bürgerinnen und Bürger eine autofreie Innenstadt wünschen. Wenn für diese die Innenstadt dann aber nicht attraktiv genug ist, die auch nutzen zu wollen, läuft irgendwas schief. Dann sollten wir wenigens die Konsequenzen ziehen und die Fußgängerzone zurückbauen und das Thema Innenstadt ad acta legen.
Frage: Die Innenstadt hat es Ihnen angetan, oder? Sie sprechen häufig über die Innenstadt
Theymann: Es geht mir dabei gar nicht so sehr um die Innenstadt. (…abgesehen davon, dass dieses Problem tatsächlich mal gelöst werden muss.) Das Thema ist aber symptomatisch für die Politik in Viernheim (und anderswo).
Alle sehen, dass das Problem bisher nicht gelöst wurde. Dann fragt man herum und sucht nach Lösungen. Dann sagt jemand, das alte Pflaster ist hässlich und kaputt, das solltet Ihr mal austauschen. Dann findet man glücklicherweise einen fremden Geldtopf, der das bezuschusst, und tauscht das Pflaster aus. Als nächstes sagt jemand: Es fehlt Grün! Also stellt man ein paar Blumenkästen auf. Das macht man noch ein paar Jahre weiter und dann stellt man fest, dass der Handel weg ist und auf Onlinehandel umgestellt hat.
Für mich sind es drei zentrale Punkte:
Zum einen befasst man sich nicht genug mit dem Kern des Problems. Was ist denn eigentlich das Problem? Was hat sich verändert? Was sind Ursachen für das Problem? Viel zu oft denkt man sich schon schicke Lösungen aus für ein Problem, was man noch nicht mal ansatzweise verstanden hat.
Der zweite Punkt ist, zu verstehen, wie die Menschen ticken, was sie bevorzugen, wie sie sich entscheiden, welche Werte sie vertreten und wie sich diese verändern. Warum nutzen Bürgerinnen und Bürger nicht die Innenstadt sondern kaufen woanders ein? Warum fahren sie nicht mit dem Fahrrad ins Büro, wo wir doch so gerne Fahrradstadt wären? Warum nutzen nicht mehr Leute den ÖPNV, wo wir doch so gerne das Klima schützen wollen?
Der dritte Punkt ist dann eine Folge der ersten beiden: es fehlt die Wirkung, der Effekt, der Erfolg! Wir denken über Lösungen nach, haben weder Problem noch „Kundenbedürfnis“ verstanden und finden dann ideologisch geprägte Lösungen. Wir wollen die Innenstadt für radfahrende und zu Fuß gehende Bürgerinnen und Bürger attraktiv machen und schließen sie daher für den Autoverkehr. Wir wollen den Klimawandel bekämpfen und machen verleihen dazu ein paar Lastenräder. Die Frage ist die nach der Wirkung und nach dem Erfolg: Ist die Innenstadt dadurch so attraktiv, dass mehr Menschen kommen? Ist der Klimwandel durch die Lastenräder nachhaltig beeinflusst?
Frage: Und wie kann man das ändern?
Theymann: Eine Veränderung im Denken kann man nicht verordnen. Als Leiter der Stadtverwaltung kann man aber schon einiges durch die Vorbereitung der Entscheidungen durch das Parlament beeinflussen, man kann ein entsprechendes Controlling einführen und die Zahlen jeweils zurück spielen. Das Klimakonzept sagt sehr klar, wie viel Strom, Heizenergie, Benzin etc. eingespart werden muss. Das ist nicht wenig. Wenn wir beispielweise den Stromverbrauch ständig anzeigen und bewerten, können wir am Stromverbrauch ablesen, ob unsere Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs gewirkt haben oder nicht.
Frage: Vielleicht wird das den Politikern im Parlament nicht gefallen, denn die wollen ja auch politisch gestalten.
Theymann: Das stimmt und das sollen sie auch. Ich finde Lastenräder in der Stadt ja auch klasse und finde es super, wenn mehr Rad gefahren würde. Solche Dinge machen das Leben für viele sicherlich besser und deshalb sollte man auch nicht auf sie verzichten. Die Verbesserung des Lebens ist ja ein genauso legitimes Ziel wie die Bekämpfung des Klimawandels.
Wenn wir das Ziel, den Kimawandel zu bekämpfen, ernst nehmen, sollten wir das tun, was am meisten Wirkung zeigt. Denn sonst macht sich die Politik unglaubwürdig. Wie soll man die Bürgerinnen und Bürger überzeugen, sich in ihrem eigenen Einflussbereich mit Maßnahmen zu beteiligen und beispielsweise für viel Geld ihr Haus zu isolieren, wenn die Stadt mit Lastenrädern zur Bekämpfung des Klimwandels „herumspielt“?
Mir ist daran gelegen, klarer über die Ziele zu sprechen und dann Maßnahmen zu finden, die deutlich zur Zielerreichung beitragen. Das wird nicht in jedem Fall möglich sein, denn nicht alles ist so einfach messbar. Aber im Großen und Ganzen sollte das der Weg sein.
Frage: Wir sitzen hier nun schon eine Weile zusammen und Sie haben viel zu erzählen. Die anderen Kandidaten schaffen es, ihre Forderungen und Ideen in wenigen Worten zu formulieren. Warum machen Sie es anders?
Theymann: Ja, ich weiß, aus Marketingsicht ist das ganz falsch, was ich hier mache. Aber ich will mit der Kampagne keinen Marketingpreis gewinnen, sondern ich denke über Konzepte und Problemösungen nach. Da wir mit komplexen Problemen umgehen müssen, die nicht einfach zu lösen sind, muss man sich eben ein bisschen damit auseinandersetzen. Die schnellen, kurzen und marketinggerechten Lösungen hatten wir in der Vergangenheit schon zur Genüge. Daher schleppen wir aber auch die vielen ungelösten Probleme immer noch mit uns.
Diesbezüglich will und werde ich mich auch nicht verbiegen. Das Risiko ist sicherlich, dass ich damit nicht gewählt werde. Aber es wäre eben auch inkonsequent, einerseits zu bemängeln, dass die bisherige Politik vor allem auf Wiederwahl denn auf Wirkung ausgerichtet ist und andererseits es dem gleich zu tun.
Frage: Hängt damit auch Ihr 30 Prozent Ziel im ersten Wahlgang zusammen?
Theymann: Ja, auf jeden Fall. Ich suche nicht in erster Linie einen neuen Job sondern ich habe einen Denkansatz im Angebot, mit dem wir weiterkommen werden als bisher. Ich möchte die Stadt Viernheim tatsächlich und messbar voran bringen. Dafür bin ich bereit, meine aktuellen beruflichen Tätigkeiten, die mir großen Spaß machen, aufzugeben.
Dabei ist mir der Erfolg, oder wenigstens die Chance darauf, sehr wichtig. Als unabhängiger Kandidat habe ich zunächst keine Partei(en) im Rücken, mit der ich einen gemeinsamen Weg formulieren und gehen kann. Daher brauche ich wenigstens seitens der Wählerinnen und Wähler die entsprechende Unterstützung, dass der von mir beschriebene Weg, der Richtige ist.
Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, dass für mich im ersten Wahlgang mindestens 30 Prozent der Wählerstimmen die Voraussetzung sind, um in einen eventuellen zweiten Wahlgang zu gehen. Würden es weniger, werde ich meine Bewerbung nach dem ersten Wahlgang definitiv zurück ziehen. Oder aber ich erhalte von vornherein so wenig Stimmen, dass ich damit eh aus dem Rennen bin.
Ich weiß, dass das vermessen und vielleicht etwas arrogant klingen mag für einen unbekannten, unabhängigen Kandidaten. Aber ohne diese Klarheit gehe ich den Weg nicht.
Die Wählerinnen und Wähler haben die schwere Entscheidung zu treffen, ob sie sich auf mich einlassen und damit ein „alternatives Handlungsmuster“ wählen oder aber lieber beim „bewährten“ Politikmuster bleiben wollen. Beide Entscheidungen sind absolut legitim!
Frage: Herr Theymann, vielen Dank mal bis hierher. Eines interessiert uns und unsere Leser natürlich noch: Haben Sie die notwendigen Unterstützerunterschriften bereits zusammen?
Theymann: Hmm, das ist für mich durchaus ein etwas zweischneidiges Thema. Um es einfach zu machen: die aktuell coronabedingten geforderten 45 Unterstützungsunterschriften habe ich natürlich zusammen. Somit steht einer Bewerbung von diesem Punkt her nichts im Wege.
Die ursprünglich und in normalen Zeiten gefordeten 90 Unterstützungsunterschriften haben ja durchaus ihre Berechtigung. Es geht dabei um die Frage, ob es überhaupt genug Menschen gibt, die die Ideen und Konzepte des Bewerbers oder der Bewerberin unterstützen würden. Hier wurden nun die Hürden tiefer gelegt, denn es ist mit den Kontaktbeschränkungen auch nicht gerade einfacher, sich mit den Bürgerinnen und Bürgern über Politik zu unterhalten und für seine Ideen zu werben.
Für mich persönlich bleibt aber die Frage, wie groß die Unterstützung für die Bewerbung tatsächlich sein wird. Wenn ich die Chance gehabt hätte, die Straße einmal rauf und runterzugehen, bei den Nachbarn zu klingeln und mich mit ihnen über Ideen, Konzepte und ihre Unterstützung dafür zu unterhalten, hätte ich ein klareres Bild.
Insofern werde ich die Zeit von heute, dem 25.12., bis zum „Abgabeschluss“ am 4.1.2021 nutzen, um für mich selbst zu entscheiden, ob ich an genügend Unterstützung glaube oder nicht. Insofern müssen Sie sich leider noch etwas gedulden.
Herr Theymann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben.
Theymann: Sehr gerne. Mir ist es wichtig, dass die lokale Presse auch ihren Beitrag zum Gemeinwohl beiträgt. Das kann sie mit breiter Berichterstattung und einer guten Einordnung der wichtigen Dinge tun. Und sie kann Ideen und neuen Ansätzen Raum geben und damit die Entwicklung der Stadtgesellschaft voran bringen. Eine sehr wichtige Aufgabe. Insofern geht der Dank an Sie zurück!
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