Marodes Viernheim: Nachhaltig ist anders
(Leserbrief, am 7.5.2022 an die Redaktion vom Viernheimer Tageblatt gesendet.)
Am 6.5. schrieb Dr. Uwe Pfenning über ausstehende Reparaturen eines Schadens an einer Bodenrinne am Adolf-Loos-Weg. Der Schaden wurde an die Stadt gemeldet, es wurde zurückgemeldet, dass der Schaden behoben wird. Aber nichts passiert. Kein Einzelfall am Adolf-Loos-Weg, es gibt sehr viele solcher Baustellen in Viernheim!
Im Mai 2021 habe ich 30 Schadensfälle (die waren schnell gefunden!) in Viernheim gesammelt und an den Mängelmelder gemeldet. Ich wollte ausprobieren, wie die Stadtverwaltung damit umgeht. Wenn sie das zügig bearbeiten würde, könnte man dadurch ja die Stadt in Ordnung bringen: Man meldet alles und alles wird endlich in Ordnung gebracht.
Von den 30 Fällen betrafen ein paar Fälle Ablagerungen von Müll. Diese wurden tatsächlich umgehend beseitigt. Was ich da gemeldet habe, war in den nächsten Tagen beseitigt. Klasse!
Wenn der Baubereich beteiligt ist, wird es schwieriger. Stolperfallen, wie die von Herrn Pfenning genannten, gibt es zuhauf. Lose und wackelnde Pflastersteine überall, auch in der „neuen“ Fußgängerzone oder das Pflaster in der Wasserstraße. Am Tor des alten Friedhofs fehlt eine Türklinke. Manches wurde dann tatsächlich auch behoben, vieles aber auch nicht. Zu rund einem Drittel der Fälle wurde angeblich eine Reparatur beauftragt, diese aber bis heute nicht ausgeführt. Auch die fehlende Türklinke am Tor des alten Friedhofs kann die Tage einjähriges Jubiläum feiern. Am 17. Mai 2021 wurde gemeldet, dass an der kompletten Reparatur gearbeitet wird. Scheint nicht so einfach zu sein, eine Türklinke zu ersetzen.
Das Problem sind grundlegende Mängel im System:
- Ein Mängelmelder ist gut und schön, wichtiger sind aber die Prozesse dahinter. Wenn Bürgerinnen und Bürger schon Mängel melden sollen, müssen diese auch zuverlässig bearbeitet werden. Bis der Fall gelöst ist!
- „Vorrausschauende Instandhaltung“ spart Geld! Dabei werden Fehler bereits im Vorfeld beseitigt und dadurch viel Geld gespart. Denn wenn kleine Mängel für kleines Geld nicht beseitigt werden, kosten sie als große Mängel eben großes Geld. Die maroden Straßen, das marode Rathaus, der Tivolipark – alles ungepflegt und teuer wenn man zu lange wartet. Oder das Dach der Harbighalle, das mit Sicherheit nicht von einem Tag auf den anderen baufällig wurde. Wer so agiert, hat offenbar genug Geld!
- Kontrolliert eigentlich jemand die Ausführung der Arbeiten? Also OB sie ausgeführt werden und WIE?
- Wenn man durch Viernheim unterwegs ist und halbwegs vom Fach, sieht man die Schäden! Auch wenn sie noch klein sind. Entweder fehlt in der Verwaltung die Kompetenz, die entsprechende Aufmerksamkeit, das notwendige Verantwortungsgefühl oder aber es ist ein Führungsproblem.
Das kostet unser aller Steuergeld! Das ist nicht bürgerfreundlich! Das ist nicht wirtschaftlich! Das ist nicht verantwortlich! Und nachhaltig ist auch anders!
Für den genannten Fall im Adolf-Loos-Weg ist es eine Schande
, dass nun eine Anwohnerinitiative Unterschriften für eine Protestnote sammeln muss, damit die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht und ihrer Verantwortung für das ihr anvertraute „Volksvermögen“ nachkommt!Weitere Links zum Thema:
- Beitrag aus Mai 2021 zu meinem „Mängelmeldertest“
- Beitrag zu meiner Meldung des Mangels am Mängelmelder
- Resumée aus meinem „Mängelmeldertest“. Bei meiner Interpretation , dass die höheren Kosten für eine komplette Sanierung von Straßen umgelegt werden sollen auf die Anwohnerinnen und Anwohner lag ich falsch. Die Straßenbeitragssatzung ist, wenn ich es recht verstanden habe, vom Tisch.