Hygieneregeln und Digitalisierung im Bürgerbüro
Erster Besuch im Bürgerbüro
Mitte Mai 2020: Unterwegs mit einer Neubürgerin in Viernheim und auf dem Weg ins Rathaus um die Neubürgerin anzumelden. Die Tür geht auf, jemand kommt heraus, wir gehen hinein. Wir haben Masken auf.
„Haben Sie einen Termin?“
„Nein, wir wollen ins Bürgerbüro.“
„Da brauchen Sie einen Termin.“
„Nein, ich will keinen Termin, ich will ins Bürgerbüro.“
„Ja, da müssen Sie aber vorher anrufen.“
Ich greife zum Handy und frage, wie ich die Dame denn telefonisch erreichen kann, wenn sie schon nicht mit mir sprechen will. Vielleicht können wir das ja gleich auf der Stelle alles erledigen: Anrufen, Termin – und den am Besten sofort. Im Bürgerbüro sind alle drei vorbereiteten Plätze unbesetzt.
Der Mitarbeiterin wird klar, dass das mit dem Anrufen ein bisschen unsinnig ist, besteht aber darauf, einen Termin zu vereinbaren. Ich verweise auf die drei leeren Bearbeitungsplätze im Bürgerbüro. Sie entgegnet, dass dort bestimmt gleich jemand mit einem Termin kommt. Sei es drum. Machen wir eben einen Termin.
Zweiter Besuch: mit Termin!
Wir haben unseren Termin und stehen pünktlich vor der verschlossenen Rathaustür. Wir klingeln und erklären, dass wir einen Termin haben. Es kommt jemand zur Tür und öffnet uns.
Es ist Coronazeit und wir stehen da. Mit Masken im Gesicht. Wie es sich gehört. Die Mitarbeiterin, die uns öffnet, trägt keine Maske. Ich spreche sie darauf an. Sie sagt, sie brauche keine, sie hätten Spuckschutz. Ich entgegne „Das ist Super! Hilft nur nichts, wenn Sie mich an der Tür abholen“. Sei’s drum. Scheint gut durchdacht zu sein alles…
Den Spuckschutz gibt es dann an einem der drei Bearbeitungsplätze im Bürgerbüro. Wir kommen sofort dran (kein Wunder, wir haben ja einen Termin!).
Für die Anmeldung in Viernheim ist es notwendig, dass die Neubürgerin sich ausweist und eine Kopie der Heiratsurkunde mitbringt. Hatten wir alles dabei. Nur: Warum reicht eine Kopie? Hätte man dann nicht auch drauf verzichten können? In der Kopie hätten wir doch jedes Datum für die Hochzeit glaubhaft eintragen können und damit die Daten in den Systemen zur Verzweiflung bringen? Ist halt so. Kopie reicht. Sei’s drum.
Es gibt einen Aufkleber und eine geänderte Adresse auf den alten Personalausweis. Neubürgerin ist erfolgreich angemeldet!
Fazit?
Ein kurzes Fazit lautet, es gibt noch jede Menge zu tun. Einmal in Bezug auf die Digitalisierung und die Frage „Warum geht das alles nicht auch online?“, aber auch in Bezug auf das Bild, welches die Stadtverwaltung von ihren Bürgern hat. Dieses Hin und Her, das zackern um Telefonanrufe und Termine ist nicht bürgerorientiert, wenn das Bürgerbüro gleichzeitig leer ist. Hier kommt mir die alte Obrigkeitsverwaltung zu stark durch.
Klar, wir haben Corona und da gibt es Hygieneregeln. Und vielleicht waren sich die Mitarbeiterinnen auch noch unsicher, wie sie mit all dem klarkommen. Aber wenn die Bürgerin oder der Bürger doch schon da steht und die angemeldeten Besucherinnen mit Termin noch nicht da sind – kann man da nicht mal schnell noch jemand an die Reihe nehmen?
(Auf den Aspekt der Digitalisierung gehe ich in einem ähnlich gelagerten Fall und weiteren Besuch im Bürgerbüro näher ein.)
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