Hört endlich auf mit der Brundtland-“Propaganda“!
(Leserbrief zum Beitrag „Nachhaltigkeit als gemeinsames Anliegen“ im VT am 14. April 2022, Viernheim wird erste Partnerstadt der Bundesgartenschau in Mannheim 2023)
Brundtlandstadt seit 1994, jetzt erste Partnerstadt der Bundesgartenschau in Mannheim – man könnte fast den Eindruck bekommen, dass Viernheim Vorreiter ist für zukunftsgerichtetes Bauen, effektiven Klimaschutz und zukunftsweisende Energieversorgung. Doch halt, wenn man genau hinschaut, heißt es im Viernheimer Tageblatt von vor ein paar Tagen durch den Bürgermeister, er will genau das mit der Bundesgartenschau entwickeln. Das heißt, es gibt noch nicht so wirklich viel? Das wäre zwar ehrlich, aber man erzählte uns die vergangenen Jahre, dass man da schon irre weit sei. Was denn nun?
Da gibt es ein paar Mustergärten vor der Stadtbücherei, die dazu einladen sollen, auf Schottergärten zu verzichten. Die Stadt selbst hingegen verzichtet auf ihre Schottergärten nicht, wie zum Beispiel den großen „Steingarten“ Innenstadt oder das ungepflegte „Wildblumenpflaster“ vor dem Bürgerhaus. Noch nicht einmal die großen Blumenkübel für die Innenstadt, die zur Kommunalwahl noch schnell beschlossen wurden, sind umgesetzt. Mit der Idee der „essbaren Stadt“ mit Obstbäumen, wo sich die Allgemeinheit bedienen darf, sind wir nicht innovativ, sondern spät dran. Das gibt es anderorts schon lange. Der Tivolipark ist seit Jahrzehnten unter dem Titel „Viernheim summt“ eine für die Freizeitgestaltung nicht nutzbare Grünfläche und Hundewiese. Dann gibt es dieses Jahr vor allem zwei Kampagnen: Eine, Bürgerinnen und Bürgern von Photovoltaik auf ihrem Dach zu überzeugen und eine, mehr Fahrrad zu fahren. Ist das für die Mannheimer schon interessant und innovativ? Welchen Mehrwert hat die Bundesgartenschau davon, dass Viernheim nun Partnerstadt ist? Wie ernst ist diese „Partnerschaft“ mit der Bundesgartenschau zu nehmen? Was haben wir tatsächlich zu bieten? Oder fangen wir dann 2023 mit der Bundesgartenschau endlich mit der Arbeit an?
Bei Bundesgartenschauen geht es die letzten Jahre und Jahrzehnten schon immer darum, über neue Konzepte für Wohnen, Gewerbe und Grünflächen nachzudenken, die einladen zum Entspannen und die für frische Luft sorgen, die die Lebensqualität verbessern und seit einigen Jahren eben auch das Klima. Da hätte man sich schon viel früher Anregungen holen können. Zum Beispiel für die neuen Wohngebiete, die genauso aussehen, wie die anderen Wohngebiete in Viernheim auch. Werden wir so in Zukunft wohnen oder bauen wir gerade die Bausünden, die wir in 30 Jahren beklagen werden? Oder ein Rathaus aus Holz anstatt eines neuen Betonbunkers an welchem Standort auch immer? Von Innovativität
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, Kreativität oder gar zukunftsweisende Energieversorgung in Viernheim keine Spur.Es wird also Zeit, genauer hinzuschauen und kritisch zu bewerten, ob das, was man uns da erzählt wirklich so toll ist. Hier wird jede Menge warme Luft erzeugt – vor allem rund um die Bemühungen gegen den Klimawandel. Und genau die will man doch eigentlich vermeiden!?
Ein objektiver Blick ist gar nicht so einfach, denn die Stadt als auch die Stadtwerke geben kaum sinnvolle Zahlen heraus. Andere Stadtwerke informieren ihre Bürgerinnen und Bürger über ihre tollen Aktivitäten und die Fortschritte in der Eigenversorgung mit CO2-freier Energie. Zum Beispiel mit Energiemonitoren, die zeigen, wo der Strom aktuell herkommt. In der Brundtlandstadt Viernheim gibt es sowas nicht. Die Stadtwerke geben (außer den Pfichtveröffentlichungen aus dem Aktienrecht) keinen Jahresbericht heraus. Aus „Wettbewerbsgründen“ wie es heißt. Verständlich
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, denn der Wettbewerb ist einfach besser.Ich kritisiere ja schon seit geraumer Zeit die meiner Ansicht nach zu geringen Bemühungen der Stadt um den Klimawandel. Man macht zwar viele nette Dinge, die für sich gesehen auch toll und wichtig sind. Ich bin sehr dafür, dass Viernheim summt und dass man Anregungen gibt für die Gartengestaltung. Um den Klimawandel aufzuhalten, müssen wir aber massiv mit dem CO2 runter. Das ist mit etwas Energiesparen nicht zu schaffen sondern wir müssen umsteigen auf CO2-freie Energiequellen. Wir brauchen den großen Wurf. Mit den kleinen lokalen Aktivitäten wird zu wenig Wirkung erzielt!
Vieles sehe ich als Propaganda an, nämlich als den Versuch, politische Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu manipulieren. Wenn man das Bild in den Zeitungen glaubt, sieht alles recht positiv aus. Wenn man genauer hinschaut, dann eben nicht mehr. Ich habe sogar von Leuten gehört, die wegen des tollen Bildes nach Viernheim kamen und dann enttäuscht wieder weggezogen sind. Es wird Zeit, das schöne Bild endlich Realität werden zu lassen! Arbeitet endlich an der Umsetzung und weniger an der Propaganda.
Das Schöne ist, dass es seitens der EU als auch der Bundespolitik Bestrebungen gibt, öffentliche Zahlen auch öffentlich zu machen. Stichwort „Open Data“. Hier können wir dann auch als einfache Bürgerinnen und Bürger zu verschieden Themen fündig werden und objektiv bewerten, ob es wirklich voran geht oder nicht. Mal sehen, was wir hier noch die Tage zu sehen bekommen.
Links:
- Energiewendemonitor Gorxheimertal
- Energiewendemonitor Rossdorf (mit manchmal beeindruckenden 120 % bei der Eigenversorgung mit CO2-freier Energie!
- Energiewendemonitor Weiterstadt
- Energiewendemonitor Furth (Bayernwerk)
- Energiewendemonitor Südhessen (Versorgungsgebiet der Entega)
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