Geothermie und Lithiumgewinnung in Viernheim? (Idee #1/100)
Viernheim hat sich vorgenommen, den Klimawandel aufzuhalten und seinen eigenen Beitrag dazu zu leisten. Dazu gibt es ein Klimaschutzkonzept, welches seit November 2018 vorliegt und dessen Umsetzung beschlossen wurde. Das Ziel ist bis zum Jahr 2030 auf 4 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr herunterzukommen. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts sollen wir bei 7 Tonnen gewesen sein, wobei der Bericht sich nicht darüber auslässt, wie die 7 Tonnen gemessen wurden.
Im Bericht finden sich dann eine Reihe von Maßnahmen als Vorschläge, um das Ziel zu erreichen. Die große Frage wird sein, wie das zu schaffen ist. Viele haben ihre Häuser bereits isoliert und auch andere Maßnahmen wurden ja schon vorher getroffen. Die einfachen Projekte sind also schon weg, die sogenannten „low hanging fruits“ bereits abgeerntet. Ob ein paar auszuleihende Lastenräder und andere vorgeschlagene Maßnahmen da den großen Durchbruch bringen dürfte zweifelhaft sein. Der Blick muss stärker auf Projekte gehen, die eine größere Wirkung erzeugen. Ein starker Ausbau der Fotovoltaik ist dabei ein Aspekt in der Stromerzeugung.
Ein weiterer Punkt könnte die Geothermie sein. Von der Lage Viernheims im Oberrheingraben könnte das interessant sein – allerdings kann ich nicht sagen, ob so etwas schon mal genauer untersucht wurde und welche Chancen das für Viernheim als Stadt bringen könnte. Sicher ist, Geothermie würde einen Teil der Klimaproblematik lokal lösen können.
Der Oberrheingraben zwischen Frankfurt und Basel hat den Vorteil, dass die Erdkruste nur dünn ist. Man muss nur mehrere Kilometer tief bohren und kann dann sehr heißes Wasser aus der Tiefe nach oben pumpen. Eine interessante Erkenntnis ist nun, dass im Thermalwasser noch mehr steckt als nur Wärme – nämlich die größte Lithiumquelle Europas. Dieses sozusagen lokal gewinnbare Lithium will das deutsch-australisches Start-up Vulcan Energy Ressources will diese Quelle nun anzapfen.
Lithium ist ein Leichtmetall, das nicht nur in den Akkus von Smartphones, Laptops oder Kopfhörern verbaut wird, sondern auch für den Bau von Elektroauto-Akkus von großer Bedeutung ist. Im Thermalwasser des Oberrheingrabens finden sich zehntausende Tonnen Lithium, die aktuell ungenutzt bleiben. Würde man diese Quelle nutzen, könnte man damit Akkus für 400 Millionen Elektroautos bauen. Deutschland würde damit auf Platz Drei der Lithium-Produzenten weltweit kommen. Und Europa könnte sich aus der Abhängigkeit der Lieferanten aus Austrailen, Chile und Argentinien lösen. Vulcan Energy arbeitet aktuell an einem Prototyp, der Ende 2021 funktionsfähig sein soll. In drei Jahren könnte dann die Produktion starten – wenn alles klappt.
Ein Artikel der Webseite Efahrer.com befasst sich ausführlicher mit der Thematik. Und ganz neu ist die Idee auch nicht, immerhin befassen sich auf der Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Energieversorger EnBW mit der Thematik. Es ist also mehr als eine spinnerte Idee. Gleichwohl gibt es auch Risiken. So gibt es einige Städte, die mit Geothermie auch schlechte Erfahrungen gemacht wurden, wie beispielsweise in Staufen oder in Landau. Allerdings sind hier vermeidbare Fehler gemacht worden.
Daraus ergibt sich für mich die Frage, inwieweit das auch für Viernheim nutzbar ist. Bezüglich des Klimawandels haben wir hehre Ziele aufgeschrieben. Geothermie könnte uns bei der Zielerreichung unterstützen. Die Option Lithiumgewinnung käme hinzu.
Ich kann natürlich nicht einschätzen, ob das etwas für Viernheim ist; aber die Idee gefällt mir gut. Aber irgendwo muss die Energie ja herkommen, die wir verbrauchen und es wird uns nicht gelingen, den Energieverbrauch auf null zu senken. Im Winter werden wir nach wie vor Heizen müssen, wir werden Strecken mit dem Auto zurücklegen müssen und werden weiterhin Strom verbrauchen. Daher brauchen wir CO2-neutrale Quellen für die Energien, die wir auch in Zukunft noch verbrauchen werden.
Mit einer solchen Idee müssten sich Fach-Experten befassen und die Chancen für Viernheim abwägen. Insofern ist mein Vorschlag, ein Team von Experten aus dem Brundtlandbüro, den Stadtwerken und der Wirtschaftsförderung zu bilden, die die Möglichkeiten ergebnisoffen prüfen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Geothermie in den nächsten Dekaden bei uns stärker genutzt werden wird. Die Frage ist, ob Viernheim dabei ist und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt wir einsteigen. Und die Lithiumgewinnung ist eine spannende zusätzliche Option, die für uns lokal wirtschaftlich interessant werden könnte, wenn wir rechtzeitig agieren. Daher sollten die verantwortlichen kommunalen Politikerinnen und Politiker auf alle Fälle eine Prüfung ins Auge fassen. Wir können bei der Entwicklung dabei sein, oder nur zusehen und hinterherlaufen. Letzteres wäre schade.
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