Gaskrise: Wirkt das Sparen schon?
Die Idee klingt ja plausibel: Wenn die Politik möchte, dass die Leute weniger Auto fahren, muss man das Autofahren teurer machen. Wenn die Politik möchte, dass die Leute Energie sparen, muss man die Energie teurer machen. Und dann sparen alle wie verrückt. Klappt nur nicht – im einen wie im anderen Beispiel.
Der Benzinpreis liegt heute bei den vor zwanzig Jahren mal geforderten 5 Mark pro Liter und die Menge der Autos ist größer als jemals zuvor. Und auch beim Thema Energiesparen funktioniert es nicht.
Die EU hat das Ziel ausgegeben, 15 Prozent des in normalen Jahren verbrauchten Gases einsparen zu wollen. Auf Unternehmensseite sieht das gut aus. Der Gasverbrauch ist in der Industrie seit Monaten rückläufig. Freilich zu hohen gesellschaftlichen Kosten. Manche haben auf Strom und Öl umgestellt, was zwar Gas, aber eben nicht Energie spart. Oder es werden ganze Anlagen oder Betriebe stillgelegt, was Energie spart, aber eben auch Arbeitsplätze, Bruttoinlandsprodukt und letztendlich weniger Steuereinnahmen kostet. Was das mittelfristig für Auswirkungen haben wird, ist noch gar nicht absehbar. Aber immerhin konnten bereits rund 20 Prozent des Durchschnittsgasverbrauchs der Vorjahre eingespart werden.
Im Privatbereich wurde bisher noch nichts eingespart – sagt die Bundesnetzagentur. Im Gegenteil, es wird gemeldet, dass in den merklich kühleren letzten Tagen sogar mehr Gas verbraucht wird als in den Vorjahren. Und das obwohl der Gaspreis sich doch schon für viele verdoppelt hat und sich mit der Gasumlage – wenn sie denn nun wirklich kommt – nochmal erheblich erhöht. Auch hier scheint das schöne Mantra
Wie sieht es in Viernheim aus?
Viernheim setzt ja schon seit vielen Jahren auf das Energiesparen. Mit der aktuellen Energiekrise wurden die Angebote der Stadt nochmal erhöht und ein Energiespar-Telefon eingerichtet, es gibt jede Menge Pressemitteilungen zum Thema und auch die eine oder andere Informationsveranstaltung. Soweit so gut. Doch zeigt das alles auch Wirkung? Wir wissen es nicht. Berichtet wird eher über die Anzahl der Angebote, nicht aber über deren Wirkung über Verbrauchszahlen bei Gas, Strom und anderen Energieträgern.
Die Zähler der Stadtwerke für Strom und Gas registrieren den größten Teil des Energieverbrauchs in Viernheim. Wenn man nun diese Zahlen nähme und sie mit den Vorjahren vergleichen würde, wüssten wir sehr genau, wo wir in Viernheim stehen und was noch zu tun ist. Wissen wir aber nicht, denn dummerweise sind genau diese Zahlen nicht öffentlich.
Wenn wir nun tatsächlich durch Sparmaßnahmen einen niedrigeren Gesamtverbrauch erreicht hätten, könnte das bisher untätige Bürgerinnen und Bürger animieren, mehr zu tun. Immerhin zeigt das ja, dass es Leute gibt, denen das gelingt. Oder man könnte schauen, was denn die getan haben, die am meisten gespart haben und von diesem Wissen profitieren. So könnten die effektivsten Maßnahmen identifiziert werden und jeder könnte sie nachmachen. So ginge es vorwärts.
Oder aber es wurde bisher trotz der vielen Aktionen gar nichts eingespart. Dann wüssten wir wenigstens, dass die Maßnahmen nicht wirken und man vielleicht andere Maßnahmen braucht. Auch das wäre unter dem Strich der Sache zuträglich, denn man könnte umsteuern zu wirkungsvolleren Aktionen. Aber das hieße, dass die Politik zugestehen müsste, einen falschen Weg gegangen zu sein.
Kurzfristig werden wir um das Einsparen nicht herumkommen! Aber auch in Viernheim brauchen wir eine Perspektive, wo wir in Zukunft die Energie herbekommen sollen. Fürs Heizen, fürs Duschen und Baden, fürs Elektroauto etc. – und natürlich für die Unternehmen, bei denen wir als Bürger und Bürgerinnen unsere Brötchen verdienen.
Dazu brauchen wir zuallererst eine realistische Einschätzung über die Situation und Maßnahmen, die wirklich Wirkung erzielen. In zweiter Linie brauchen wir eine Perspektive, wie das Leben in Viernheim in Zukunft aussehen kann und innovative Ideen für die Umsetzung. Das alles sehe ich für Viernheim nicht!
Und vielleicht sollte man dann noch einsehen, dass man die Leute nicht dazu bringt, etwas zu tun oder zu lassen, indem man die Dinge teurer macht. Die Beispiele vom Anfang dieses Beitrags zeigen, dass die Menschen nicht so funktionieren. Wenn das funktionieren würde, hätten wir schon längst keine Autos mehr und bräuchten schon lange kein russisches Gas mehr. Etwas mehr Realismus im Menschenbild dürfte also einer Lösung sehr zuträglich sein!
Die Idee klingt ja plausibel: Wenn die Politik möchte, dass die Leute weniger Auto fahren, muss man das Autofahren teurer machen. Wenn die Politik möchte, dass die Leute Energie sparen, muss man die Energie teurer machen. Und dann sparen alle wie verrückt. Klappt nur nicht – im einen wie im anderen Beispiel.
Der Benzinpreis liegt heute bei den vor zwanzig Jahren mal geforderten 5 Mark pro Liter und die Menge der Autos ist größer als jemals zuvor. Und auch beim Thema Energiesparen funktioniert es nicht.
Die EU hat das Ziel ausgegeben, 15 Prozent des in normalen Jahren verbrauchten Gases einsparen zu wollen. Auf Unternehmensseite sieht das gut aus. Der Gasverbrauch ist in der Industrie seit Monaten rückläufig. Freilich zu hohen gesellschaftlichen Kosten. Manche haben auf Strom und Öl umgestellt, was zwar Gas, aber eben nicht Energie spart. Oder es werden ganze Anlagen oder Betriebe stillgelegt, was Energie spart, aber eben auch Arbeitsplätze, Bruttoinlandsprodukt und letztendlich weniger Steuereinnahmen kostet. Was das mittelfristig für Auswirkungen haben wird, ist noch gar nicht absehbar. Aber immerhin konnten bereits rund 20 Prozent des Durchschnittsgasverbrauchs der Vorjahre eingespart werden.
Im Privatbereich wurde bisher noch nichts eingespart – sagt die Bundesnetzagentur. Im Gegenteil, es wird gemeldet, dass in den merklich kühleren letzten Tagen sogar mehr Gas verbraucht wird als in den Vorjahren. Und das obwohl der Gaspreis sich doch schon für viele verdoppelt hat und sich mit der Gasumlage – wenn sie denn nun wirklich kommt – nochmal erheblich erhöht. Auch hier scheint das schöne Mantra, dass man nur das, was man sparen will, teuer machen muss, nicht funktioniert.
Wie sieht es in Viernheim aus?
Viernheim setzt ja schon seit vielen Jahren auf das Energiesparen. Mit der aktuellen Energiekrise wurden die Angebote der Stadt nochmal erhöht und ein Energiespar-Telefon eingerichtet, es gibt jede Menge Pressemitteilungen zum Thema und auch die eine oder andere Informationsveranstaltung. Soweit so gut. Doch zeigt das alles auch Wirkung? Wir wissen es nicht. Berichtet wird eher über die Anzahl der Angebote, nicht aber über deren Wirkung über Verbrauchszahlen bei Gas, Strom und anderen Energieträgern.
Die Zähler der Stadtwerke für Strom und Gas registrieren den größten Teil des Energieverbrauchs in Viernheim. Wenn man nun diese Zahlen nähme und sie mit den Vorjahren vergleichen würde, wüssten wir sehr genau, wo wir in Viernheim stehen und was noch zu tun ist. Wissen wir aber nicht, denn dummerweise sind genau diese Zahlen nicht öffentlich.
Wenn wir nun tatsächlich durch Sparmaßnahmen einen niedrigeren Gesamtverbrauch erreicht hätten, könnte das bisher untätige Bürgerinnen und Bürger animieren, mehr zu tun. Immerhin zeigt das ja, dass es Leute gibt, denen das gelingt. Oder man könnte schauen, was denn die getan haben, die am meisten gespart haben und von diesem Wissen profitieren. So könnten die effektivsten Maßnahmen identifiziert werden und jeder könnte sie nachmachen. So ginge es vorwärts.
Oder aber es wurde bisher trotz der vielen Aktionen gar nichts eingespart. Dann wüssten wir wenigstens, dass die Maßnahmen nicht wirken und man vielleicht andere Maßnahmen braucht. Auch das wäre unter dem Strich der Sache zuträglich, denn man könnte umsteuern zu wirkungsvolleren Aktionen. Aber das hieße, dass die Politik zugestehen müsste, einen falschen Weg gegangen zu sein.
Kurzfristig werden wir um das Einsparen nicht herumkommen! Aber auch in Viernheim brauchen wir eine Perspektive, wo wir in Zukunft die Energie herbekommen sollen. Fürs Heizen, fürs Duschen und Baden, fürs Elektroauto etc. – und natürlich für die Unternehmen, bei denen wir als Bürger und Bürgerinnen unsere Brötchen verdienen.
Dazu brauchen wir zuallererst eine realistische Einschätzung über die Situation und Maßnahmen, die wirklich Wirkung erzielen. In zweiter Linie brauchen wir eine Perspektive, wie das Leben in Viernheim in Zukunft aussehen kann und innovative Ideen für die Umsetzung. Das alles sehe ich für Viernheim nicht!
Und vielleicht sollte man dann noch einsehen, dass man die Leute nicht dazu bringt, etwas zu tun oder zu lassen, indem man die Dinge teurer macht. Die Beispiele vom Anfang dieses Beitrags zeigen, dass die Menschen nicht so funktionieren. Wenn das funktionieren würde, hätten wir schon längst keine Autos mehr und bräuchten schon lange kein russisches Gas mehr. Etwas mehr Realismus im Menschenbild dürfte also einer Lösung sehr zuträglich sein!
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