Fahrradstadt Viernheim oder einfach nur gutes Marketing?
Den folgenden Leserbrief habe ich als offenen Brief an die Redaktion des SüdhessenMorgens geschickt, mit der Bitte um Veröffentlichung. Es geht dabei um eine Reaktion auf einen Beitrag am 4.4.2023 im Südhessenmorgen, in dem ein kritischer Leser Stellung nimmt zu dem schicken Titel „Fahrradstadt“, den sich die Stadt selbst verliehen hat. Für mich ist es nicht nur die Fahrradstadt sondern das Muster, das dahinter steckt: Man macht was, die Ergebnisse sind schlecht und man vermarktet es als den großen Griff. Mal schauen, ob sie es veröffentlichen…
Liebe Redaktion,
vielen Dank für den Beitrag mit Herrn Gehrling am 4.4.2023, der den Titel „Fahrradstadt“ für Viernheim infrage stellt und dazu zahlreiche Beispiele benennt. Ja, die Stadt macht in Bezug auf das Radfahren und die Fahrradstadt viel Tamtam und verkauft das super. Ist nur wenig dahinter. Die Stadt versucht dann etwas zu relativieren. Ja, es sind immer irgendwelche Maßnahmen geplant und man will immer noch jemanden einstellen, mit dem das Ganze dann ganz schnell voran gehen soll. Schöne Ausreden, die man kurzfristig gerne glaubt und wenn man die Dinge dann länger verfolgt
Das Problem in Bezug auf die Fahrradstadt ist aber, dass viele Viernheimerinnen und Viernheimer das, was das Marketing der Stadt hier verspricht, durchaus realistisch und somit kritisch sehen. Das macht viel mehr kaputt. Denn wer glaubt denn irgendwann noch die die Geschichte von der Fahrradstadt? Hier geht viel Vertrauen verloren! Vertrauen in die Presse, in die Stadt, in die städtischen Verantwortlichen, in die Politik und sogar das politische System, welches immer wieder beweist, dass es offenbar nicht effektiv handeln kann. Dabei sind es eher die handelnden Akteure.
Das Problem ist ja noch nicht mal das Einzelbeispiel! Das Problem ist
Diese Muster sind das eigentliche Problem! Die Managementfehler oder der Fehler, die Radwege nicht konsequent genug zu planen und zu pflegen, sind ein sichtbares Problem, das man kritisieren kann und muss. Schlimmer ist es allerdings, wenn das sich hier offenbarende Muster in vielen weiteren Fällen ebenfalls auftritt. Und genau das ist in Viernheim der Fall!
Eines muss klar sein: Das Leben in Viernheim wird nicht dadurch besser, dass man nicht mehr über das Negative spricht und nur noch das positiver herausstellt. Die Leute sind ja nicht doof. Persönlich glaube ich (und hoffe ich), dass die Verantwortlichen sogar wissen, dass die Ergebnisse erbärmlich sind. Doch anstatt Vorgehensweise und Strategie zu ändern verstärkt man einfach das Marketing und die überpositive Eigenberichterstattung. Wie viele Mitarbeiter arbeiten doch gleich in der Pressestelle und in der PR der Stadt?
Ich würde mir wünschen, dass Sie als Redaktion des SüdhessenMorgens hier genauer hinschauen. Und nicht dem Marketingsprech der Stadt verfallen. Sondern kritisch hinterfragen, genauer prüfen und die richtigen Fragen stellen. Das ist das, was ich von der Presse und von Ihnen erwarte.
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