Die digitale Gewerbeanmeldung – Viernheimer Art
Ja, man kann inzwischen die Gewerbeanmeldung auch digital vornehmen. Ich habe es nicht selbst erlebt sondern erzählt bekommen…
Auf der Webseite der Stadt Viernheim wird man zur Anmeldung eines Gewerbes auf ein Angebot von ekom21 umgeleitet. Die ekom21 ist das größte kommunale IT-Dienstleistungsunternehmen in Hessen und betreut Kommunalverwaltungen und anderen öffentlichen Einrichtungen bei der Digitaliiserung. Offenbar nutzt die Stadtverwaltung die Dienste von ekom21. Soweit so gut.
Bericht: Man kennt das. Es werden diverse Formularfelder angeboten, die man ausfüllen muss. Soweit so gut. Nun kommts: „Tragen Sie Ihre Zertifikatsdatei ein“. Hmm, was ist nun diese Zertifikatsdatei? Keine Ahnung, aber da ist ein Fragezeichen, neben der Frage und dort gibt es sicherlich Hilfe. Man geht mit der Maus drüber und schon erscheint die Hilfe. Die Erklärung lautet: „Tragen Sie Ihre Zertifikatsdatei ein“. Aha. Hätte man sich ja denken können…
Normalerweise muss man sich bei der Anmeldung ausweisen. In der digitalen Form reicht es, einen Haken zu setzen. Immerhin sollten die ja in den Einwohnermeldedaten schauen können, ob es den Antragsteller gibt.
Ansonsten für den geübten Onlineshopper kein Problem und das Ganze abgeschickt.
Es erfolgt ein Rückruf seitens des Amts für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Dieses Amt ist für die Gewerbeanmeldung zuständig. „Sie haben vergessen, Ihren Personalausweis anzuhängen.“ Oh, das ist nett, dass Sie anrufen, aber es gab gar keine Option dies zu tun.“ Kopie gemacht, eingesendet per Mail. Sache erledigt.
Fast!
Sie haben als Unternehmensgegenstand eingetragen „Handel mit Waren aller Art“. „Ja, es gab keine Auswahl, aus der ich einen Unternehmensgegenstand auswählen konnte, sondern es war ein offenes Feld. Und das ist es, was ich vorhabe: Handel mit Waren aller Art.“ „Aber das ist zu unspezifisch. Ich habe hier verschiedene Auswahlkategorien und da muss ich eine auswählen. Nach dem was Sie erzählt haben, würde ich sagen, Sie machen Onlinehandel.“ „Ok, dann nehmen wir halt das.“
Die Zahlung für die Gewerbeanmeldung erfolgt dann auf Rechnung. Nicht etwa per Paypal, Kreditkarte oder anderweitige Zahlungsmöglichkeiten. Per Rechnung. Ganz wie früher.
Das Finanzamt hatte dann später auch noch eine Rückfrage. „Sie machen Onlinehandel? Das ist zu unspezifisch…“
Digitalisierung in Viernheim…
Macht das Sinn?
Es ist ein erster Schritt auf einem langen Weg… Und es ist ja gut putty download windows , dass die Stadt beginnt, solche Services anzubieten.
Aber wenn man sich mit dem Thema Digitalisierung schon eine Weile beschäftigt, merkt man unweigerlich: Das ist der Stand von vor 10 bis 15 Jahren im Unternehmensumfeld. Unternehmen sind da einfach 10 bis 15 Jahre weiter. In Bezug auf Benutzerfreundlichkeit und „Usability“, aber auch in Bezug auf den ganzen Prozess.
Und der Abwicklungsprozess ist das, um was es bei der Digitalisierung geht. Hier muss man bei der Digitalisierung ansetzen und zunächst den Prozess überdenken. Muss die Abfolge noch so sein, wie wir das früher gemacht haben? Brauchen wir alle Daten noch? Können wir bestimte Daten aus anderen Datenbanken einpflegen und erleichtern so den gesamten Prozess? Und und und.
Wie heißt es so schön: Wenn Du versuchst einen Sch…-Prozess zu digitalisieren, hast Du danach einen Sch… digitalen Prozess…
Was man ja auch sagen muss: Es ist nett, dass dann seitens des bearbeitenden Amtes jemand anruft und die fehlenden Dinge bespricht und nachfordert. Aber das Ziel sollte doch sein, dass der gesamte Prozess einfach so durchläuft, ohne dass noch irgendwer irgendwas tun muss. So macht die Digitalisierung Sinn.
Oder warum nutzt man nicht die elektronischen Funktionen des Personalausweises, die dieser seit 10 Jahren kann? Damit wäre eine Identifikation sehr einfach möglich – wenn die Technologie dazu seit 10 Jahren nicht nur existieren Cell Phone Number Trace , sondern auch genutzt würde…
So sieht übrigens eine ID-Card aus Estland aus. Sie wird geliefert mit einem Lesegerät, mit der die Karte an JEDEM Computer zur Identifikation und elektronischen Signatur genutzt werden kann. Außerdem haben in Estland verkaufte Computer in der Regel eine Lesegerät für Smart-Cards eingebaut. Man braucht dort also keine speziellen Lesegeräte, für die man dann nochmal teures Geld aufbringen muss.
Diese Karte wird benötigt, wenn man sich auf dem digitalen Portal des Staates anmeldet, um dort alles (nochmal: ALLES!) erledigen zu können, was man im Umgang mit dem Staat so zu tun hat. (Für Ausländer (wie mich) gibt es das Programm „E-Residency“, mit dem Ausländer auf elektronischem Weg in Estland auf einfachem Wege Firmen gründen können. Daher habe ich eine solche Karte…)
Das Beispiel Estland zeigt, was heute schon alles möglich ist und wie zurück Deutschland als auch Viernheim sind.
Noch ein Nachsatz zum Thema Existenzgründung…
Warum wird einem als Gründer das Gründen eigentlich so schwer gemacht. Wie schön wäre es, wenn man einmal einen Termin macht, wo man alles erledigen kann? Bestenfalls digital? Aktuell muss man sein Gewerbe anmelden, sich mit Finanzamt, Berufsgenossenschaft und IHK auseinandersetzen. Alle wollen irgendwelche Infos, alle wollen ähnliche Infos. Wie wäre es mit einem „One-Stop-Shop“?? Das allersdings ist sicherlich kein Thema für die Stadt Viernheim alleine…
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