Die Auswüchse der Kampagne gegen das Gehwegparken

Die „Kampagne Platz für Alle“ geht nun schon seit einigen Wochen ihren Gang und wandert von Stadtteil zu Stadtteil. Der jetzt zuständige Erste Stadtrat und der Bürgermeister loben sich stolz in Presse, Rundfunk und Fernsehen und tun öffentlich so, als sei das alles super, hochwillkommen und alle sind damit einverstanden. Das Gegenteil ist der Fall. Überall tun sich Bürgerinnen und Bürger zusammen, sammeln Unterschriften, wenden sich an die Stadt und ersuchen um Gespräche. Oft vergebens, Schreiben werden einfach ignoriert. Eine Gruppe bekam Anfang April einen baldigen Gesprächstermin zugesichert, wartet aber noch heute darauf. Das ist das neue Verständnis von Bürgerorientierung in Viernheim!

Interessant sind aber auch die Stilblüten, die man sich so fast nicht ausdenken kann. Nur zwei als Beispiel.

Im hinteren Teil der Kirschenstraße hat die Stadt eine Straßenseite mit einem Parkverbot belegt, damit der schmale Gehweg für die Fußgänger und Menschen mit Rollator frei bleibt. Die Parkverbotsschilder stehen natürlich auf dem schmalen Gehweg. Was würden wohl die beiden älteren Rollatorfahrerinnen aus dem netten Video der Stadt dazu sagen, die aufgrund des zugeparkten Gehwegs auf die Straße ausweichen müssen? „Wir alle brauchen Platz. Natürlich, auch wir!“ In der Kirschenstraße halt nicht. Da brauchen die Schilder der Stadt Platz. Da spielen die gewünschten 1,30 Meter Gehwegbreite keine Rolle. Zur Not müsst Ihr halt auf die Straße ausweichen mit Euren Rollatoren.

Auch schön ist das Argument der Stadt, die Autos würden in den Kreuzungen unerlaubt parken und die Feuerwehr hat Schwierigkeiten, um die Kurve zu kommen. Das Argument hören wir seit Jahrzehnten. Schon immer gab es Aktionen, wo die Feuerwehr mit der großen Drehleiter durch die Stadt fährt und aufzeigt, dass zu wenig Platz ist. Vor sieben Jahren argumentierte der Erste Stadtrat Bolze in der Ludwigstraße und zugehörigen Parallelstraßen mit diesem Argument, vor zwei Jahren der nächste Stadtrat in der Wald- und Friedrichstraße und jetzt wieder.

Liebe Stadt, das Parken in Kurven innerhalb eines Bereichs von 5 Metern vor und hinter dem Schnittpunkt der Fahrbahnkanten ist verboten. Das könnt Ihr ahnden, Strafzettel verteilen und abschleppen! Wenn Ihr wirklich wolltet, könntet Ihr! Ich habe die Stadt gefragt, wie oft das Kurvenparken in den letzten 7 Jahren verfolgt wurden. Die Stadt verweigert die Auskunft.

Letztendlich sind die Zahlen egal. Wenn die Stadt das Parken in Kurven sehr häufig verfolgt hat, hat es nichts genützt. Oder sie hat das Parken in Kurven nur selten verfolgt und deswegen nichts erreicht. Fakt ist, die Stadt weiß seit Jahrzehnten um das Problem und war nicht in der Lage, in all der Zeit an der Situation etwas zu ändern. Die Stadt gefährdet wissentlich uns Bürgerinnen und Bürger, wenn bei einem Brand die Feuerwehr mit ihren LKWs nicht durch die engen Kurven in Viernheim kommt.

Das sind nur zwei einfache Beispiele dafür, wie die Stadt bei dieser Kampagne vorgeht. Es gibt einen guten Willen, ein glaubwürdiges Konzept fehlt und nur Weniges ist wirklich konsequent durchdacht, geschweige denn wird konsequent gehandhabt. Das macht es schwierig, hier wirklich nachhaltig mit „Platz für Alle“ voranzukommen. Es braucht dringend ein Konzept, wie es wirklich und vor allem nachhaltig Platz für alle gibt. Für diejenigen, die Platz auf den Gehwegen brauchen sowie die vielen Autofahrer, die ihr Auto irgendwo abstellen müssen. Das wären dann wirklich ALLE.

In den ersten Stadtteilen wird schon wieder so geparkt wie vor der Kampagne. Die Stadt ist ja weitergezogen und im nächsten Stadtteil gut mit ihrer Kampagne, dem Erstellen von Videofilmchen und dem Selbstlob in Funk und Fernsehen beschäftigt…

Zum Video der Stadt: https://youtu.be/RcAwU_X6jGE