Bald Kitaplätze für alle in Viernheim?
Stadtverwaltung und Politik rechnen mit Bevölkerungswachstum und begründen damit die Notwendigkeit für das neue Baugebiet Nordweststadt II. Wohnungen für 2000 neue Einwohner sollen dort entstehen, um das prognostizierte Wachstum der Bevölkerung aufzufangen.
Die Stadt hat mehrere Prognosen studiert, festgestellt, dass es auch widersprechende Prognosen gibt und dann ihre eigenen Schlüsse gezogen. Schlussendlich geht die Stadt von einer wachsenden Bevölkerungszahl in dem entsprechenden Ausmaß aus. Man kann auch zu anderen Schlüssen kommen, aber nehmen wir das für den Moment mal so hin. Für die Begründung der Notwendigkeit für das neue Baugebiet passt die Schlussfolgerung also gut.
Interessant wird, welche Konsequenzen für städtisches Planen die Bevölkerungsprognosen in anderen Politikfeldern haben?
Zum Beispiel Kindergartenplätze: Jedes Jahr wiederholt sich das peinliche Schauspiel, dass es nicht genug Kindergartenplätze gibt. Als Ausrede heißt es dann, man wusste nicht, wie viel Plätze gebraucht werden. Was in anderen Ländern recht einfach funktioniert und sich aus den Geburtenzahlen ableiten lässt, war in Viernheim immer irgendwie schwierig.
Nach aktuellem Stand sollen zwar noch ein paar Plätze gebaut werden, aber schlussendlich fehlen wohl noch rund 200 Plätze. Wobei man da schon auch den Überblick verlieren kann bei den vielen Ideen und Baustellen, an denen aber so wirklich viel auch nicht zu passieren scheint. Aber es hat ja auch noch ein paar Monate Zeit, bis das Thema im Frühjahr wieder hochkommt. Für die Familien, die dringend einen Platz brauchen und dann leer ausgehen, ist das jedes Jahr erneut ein erniedrigendes und frustrierendes Schauspiel.
Damit sollte dann aber Schluss sein. Denn dank der Bevölkerungsprognosen, mit denen man sich so ausführlich auseinandergesetzt hat, sollte der zukünftige Bedarf an Kitaplätzen ja nun einfach zu berechnen sein. Wenn man den Prognosen Glauben schenkt in Sachen Nordweststadt II, müsste ja gleichzeitig ein intensiver Planungsprozess in Sachen Kitaplätze angestoßen worden sein. Denn wenn man weiß, wie sich die Bevölkerung entwickelt, kann man auch abschätzen, wie viele Kitaplätze benötigt werden. Das ist einfach, oder?
Damit müsste also nur der aktuell noch vorhandene Bedarf (also der, von dem man schon weiß) gedeckt werden plus das, was nach den Prognosen noch an Bevölkerung dazu kommt. Da bin ich gespannt, wie schnell die Stadt das umsetzen kann.
Stadtverwaltung und Politik haben offenbar Großes vor. Die Glaubwürdigkeit und die Vertrauenswürdigkeit solcher Projekte bemisst sich daran, wie konsequent die Dinge durchdacht sind. Oder ob man eben mal ein Bevölkerungswachstum als Argument für ein riesiges neues Baugebiet heranzieht, aber bei teuren Kindergartenplätzen, eher von sinkender Bevölkerung ausgeht? Wir werden es sehen. Wenn nun in wenigen Jahren für alle Kinder entsprechende Plätze vorgehalten werden, dann hat die Stadt konsequent gehandelt. Wenn nicht, dann nicht.
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