Das Leben in Viernheim wird teurer. Das Sterben auch.
Die Stadt hat in den letzten Wochen einmal die Abwassergebühren erhöht und jetzt auch noch die Friedhofsgebühren. Nach der Grundsteuererhöhung Anfang diesen Jahres wird das Leben in Viernheim also noch teurer. Und jetzt also auch noch das Sterben.
Bei den Abwassergebühren war es eigentlich klar, dass der Bau des großen Abwassersammlers irgendwann auf die Abwassergebühren umgelegt wird. Zwar hat im August 2022 der damalige Pressesprecher der SPD noch in einem Zeitungsbeitrag die Stadtspitze und die Stadtwerke dafür gerühmt, dass sie diese „nachhaltig wirkende Investition“ geleistet haben und wir als Bürgerinnen und Bürger dafür dankbar sein dürfen. Ich hatte damals schon geschrieben, dass am Ende weder die Stadtspitze noch die Stadtwerke die Kosten tragen, sondern diese auf die Bürgerschaft umgelegt werden.
Notwendig wurde der Kanal wegen der mehreren „Jahrhunderthochwässer“ um das Jahr 2009, bei denen Starkregen mehrfach Viernheimer Keller überschwemmt hatte. Es sind also Kosten für die Folgen des Klimawandels, die wir nun über die Abwassergebühren auf die Allgemeinheit übertragen. Damals rühmte der Pressesprecher die Stadt noch für diese „vorbeugende Maßnahme“ für weitere Jahrhunderthochwässer. Allerdings beugt der Kanal nicht dem Starkregen vor, sondern hilft, seine Folgen zu mildern.
Aber nun ist er da und wenn man den Starkregen vor einigen Monaten betrachtet, hat der neue Kanal seine Funktion auch gut erfüllt. Da war er wohl ziemlich voll und es ist absehbar, dass auch der neue Kanal irgendwann nicht mehr ausreichen könnte. Ganz zu schweigen davon, dass er nur einen Teil der Stadt entwässert und andere Teile eben nicht. Es reicht also bei weitem nicht aus mit dem Kanal, der Vorbeugung und dem Schutz vor weiteren Klimawandelfolgen. Da dürfte also in den nächsten Jahren noch mehr an Kosten kommen, die man uns allen dann über die Verbrauchsnebenkosten belasten wird. Vielleicht sollte man früher über weitere Möglichkeiten nachdenken, mit den Klimawandelfolgen umzugehen?
Auch das Sterben wird teurer
Aber nicht nur das Leben wird immer teurer, auch das Sterben – wie die aktuelle Erhöhung der Friedhofsgebühren zeigt. Je nach dem, wie Sie beerdigt werden wollen, können manche Positionen der Rechnung ab 2026 auch mal schnell doppelt so teuer werden wie bisher. Gemäß der Berichterstattung hat die Politik dazu viel diskutiert und überlegt, wie sie es den Bürgerinnen und Bürgern einfacher machen kann mit der Erhöhung der Gebühren. Denn über den (ohnehin knappen) Haushalt dürfen solche Gebühren eigentlich nicht bezuschusst werden. Hier hat man sich nun darauf geeinigt, dass man nur 90 Prozent der erhöhten Kosten belasten will. Der Rest folgt dann später – nach der Kommunalwahl Anfang 2026.
Die Berichterstattung dazu war recht ausführlich und es wurde berichtet, dass eine externe Firma beauftragt wurde, die Kalkulation der Gebühren für die beiden Friedhöfe neu aufzustellen. Das hat sie getan und der Politik entsprechend berichtet. Aus meiner externen Warte aus, würde ich sagen, die neuen Gebühren sind auf Basis der bestehenden Kosten sicherlich gerechtfertigt!
Lassen wir einmal außen vor, warum diese Kalkulation von einer externen Firma berechnet werden musste, die dafür noch zusätzlich Kosten verursacht hat. Die eigentlich spannende Frage hinter all dem ist aber folgende: Warum sind in Viernheim die Kosten so hoch? Weder in der Berichterstattung noch in den Protokollen der entsprechenden Sitzungen sind hierzu Informationen enthalten. Hat es damit zu tun, dass sich unsere kleine Stadt gleich zwei Friedhöfe leistet, die beide gepflegt und unterhalten werden müssen? Dann wäre der Grund für die jetzige Gebührenerhöhung eine politische Fehlentscheidung von vor vielen Jahren, die auf falschen Prognosen bezüglich Bevölkerungsentwicklung und Sterbefällen basierte.
Interessant wird es, wenn man mal die Friedhofsgebühren der umliegenden Städte und Gemeinden vergleicht. Dort stirbt es sich nämlich oft günstiger. Wie kommen die mit niedrigeren Friedhofsgebühren klar? Hierüber sollte man mal diskutieren und darüber, wie man von den hohen Gebühren wieder runterkommt. Diese Diskussion dürfte hilfreicher sein, als die, ob man vor der Kommunalwahl nur 90 Prozent berechnet und dann erst im kommenden Jahr die 100 Prozent.
Denn was ist, wenn Viernheimer Angehörige ihre Gestorbenen aus Kostengründen lieber im Nachbarort beerdigen lassen (müssen/wollen) und die Zahl der Beerdigungen in Viernheim zurückgeht? Dann müssen die anfallenden Gebühren auf weniger Beerdigungen umgelegt werden und steigen noch weiter an. Eine öffentliche, genauere Analyse wäre doch angebracht, oder?
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