Lässt die ehemalige Klimavorbild-Stadt Viernheim ihre Bürger im Stich?
Wie titelte das Tageblatt in seinem Beitrag über den Stand der Wärmeplanung für Viernheim? „Erst in ein oder zwei Jahren schlauer“! Genau das ist unser Problem!
Die Bundesregierung hat Kommunen wie Viernheim als Aufgabe gegeben, bis 2028 eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Wie viel Energie wird in Viernheim in welchem Stadtteil für Wärme verbraucht? Wo kommt diese Energie in Zukunft her? Die Stadtwerke geben in dem Beitrag einen „ersten Überblick über relevante Überlegungen“. Sie wollen sich auch Zeit lassen, um nicht vorschnell für einen Weg zu entscheiden, der sich später als falsch herausstellt.
Bürgern und Bürgerinnen, deren Heizung JETZT ersetzt werden muss, nützt das nichts. Sie können nicht abwarten ob in Zukunft bei ihnen in der Straße vielleicht Fernwärme verfügbar sein wird. Entscheiden die sich jetzt für eine Wärmepumpe, kann es sein, dass sie später trotzdem zum Anschluss an das Fernwärmenetz gezwungen werden. Die Wärmepumpe kann man dann wegwerfen. Den Bürgern mutet man offenbar problemlos zu, sich vorschnell für einen Weg entscheiden zu müssen.
Viernheim ist zu langsam! Die Landesregierung in Hessen hat vor eineinhalb Jahren, im November 2022 den Kommunen aufgegeben, eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Die Bundesregierung kam erst später mit dem Auftrag an die Kommunen. Die Verantwortlichen hätten es also früher wissen können und schon lange damit beginnen können.
Mannheim ist heute schon schlauer! Hier hat der Gemeinderat die Tage die Kommunale Wärmeplanung bereits beschlossen. Es steht fest, dass das Fernwärmenetz über 80 Prozent aller Haushalte erreichen soll. Mannheimer Bürgerinnen können sich auf einer Webseite informieren, wann bei ihnen in der Straße Fernwärme verfügbar sein wird. Ab Ende März gibt es in Mannheim Infoveranstaltungen in den verschiedenen Mannheimer Stadtteilen dazu.
Oder Weinheim. Die Stadtwerke Weinheim haben vor ein paar Tagen die dritte Heizzentrale für das Weinheimer Fernwärmenetz in Betrieb genommen, informieren über die Wärmewende in Weinheim über eine eigene Webseite und bauen das Fernwärmenetz je nach Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger Stück für Stück aus.
Und was macht Viernheim, die Stadt die vor mehreren Jahrzehnten mal Vorreiter im Klimaschutz war und dafür vom Land Hessen den Titel Brundtlandstadt verliehen bekommen hat? Viernheim prüft, überlegt, wartet ab, vermeidet Entscheidungen.
Man prüft die Nutzung von Geothermie. Der Bürgermeister schrieb mal, dass Viernheim schon seit April 2022 intensiv daran arbeitet. Passiert ist in Viernheim allerdings wenig. Mannheim hat seitdem mit dem entsprechenden Unternehmen bereits einen Liefervertrag über Wärme aus Geothermie abgeschlossen. Und das Land Hessen hat rund 20 Geothermiebohrungen gesponsert für Städte, die hier vorankommen wollen.
Abwärme aus der Industrie? Ist mangels aktueller Verfügbarkeit keine Option. Andere Städte verbinden das mit ihrer Wirtschaftspolitik und bemühen sich um die Ansiedlung von Firmen, die ihre Abwärme gerne loswerden möchten.
Bei Wasserstoff klingt ein bisschen Hoffnung des Geschäftsführers der Stadtwerke an. Dann kann er statt Gas einfach Wasserstoff verkaufen und fertig ist die Energieversorgung. Fachleute haben das Thema für die Wärmeerzeugung in den Privathaushalten eigentlich schon abgeräumt, weil in Deutschland jeglicher Wasserstoff für die Industrie gebraucht wird.
Was bleibt? Offenbar nur die Wärmepumpe für jeden und alles. Dafür braucht es jede Menge Strom und ein leistungsfähiges Stromnetz. Der Stromverbrauch wird sich ungefähr verdoppeln. Also brauchen wir auch ein Stromnetz, welches doppelt so leistungsfähig ist. Ob die Stadtwerke schon das Stromnetz dafür ausbauen? Und woher soll der bezahlbare Strom kommen?
Offenbar lässt die Stadt uns Bürgerinnen und Bürger mit dem Problem alleine und wir müssen uns selbst um Lösungen bemühen. Vielleicht sollten wir schon mal einen Stromanschluss für die Wärmepumpe beantragen. Dann haben wir den schon mal sicher, wenn wir später die Wärmepumpe installieren lassen…
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