Mein Weihnachtswunsch: Können die Stadtwerke helfen?
Es ist Weihnachtszeit! Vorweihnachtliche Stimmung überall, tolle Weihnachtsmärkte hier und in der Region und natürlich lange Wunschzettel. Welche Wünsche wohl dieses Jahr erfüllt werden?
Ich hätte da einen Wunsch: Günstigen Strom! (Günstige Wärme per Wärmenetz wünsche ich mir nächstes Jahr, wenn die kommunale Wärmeplanung fertig ist. Man will ja nicht unverschämt sein…) Vermutlich bin ich nicht der einzige und es gibt noch mehr Menschen mit diesem Wunsch. Zum Beispiel die, die nicht so viel Geld haben. Oder zum Beispiel Gewerbetreibende, für die sich ihr Unternehmen bei den Preisen nicht mehr lohnt. Oder Gastronomen, die ihre Lokale verkleinert haben, um nicht mehr so viel Fläche beleuchten und beheizen zu müssen. Es wäre schön, günstigeren Strom beziehen zu können. Ob die Stadtwerke dem Christkind und dem Weihnachtsmann hier vielleicht etwas unter die Arme greifen können?
Die Stadtwerke planen eine rund 90.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf Ackerflächen am Rande Viernheims. Die Frage ist, was passiert mit dem dort erzeugten Strom? Im Grunde gibt es nun zwei Möglichkeiten: Erstens, sie speisen den Strom ins deutsche Stromnetz ein und lassen sich nach dem EEG, dem „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ vergüten. In diesem Fall bekommen sie zwischen 6 und 8 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom. Der Strom geht dann „ins Netz“ und wird an der Strombörse zu den jeweils gültigen Preisen wieder verkauft. Für die Stadtwerke ist das die „sichere“ Variante, denn die Vergütung wird per Gesetz für 20 Jahre garantiert.
Was wäre, wenn sie den Strom aber nicht einspeisen, sondern selbst nutzen und in Viernheim verkaufen? Das ist die zweite Möglichkeit. Sie könnten den Strom an die Viernheimer Stromkunden verkaufen. Private Betreiber von solchen großen PV-Anlagen machen genau das. Für sie ist nicht nur Sicherheit wichtig, sondern eben auch die Rendite. Daher arbeiten sie daran, höhere Preise für den Strom zu bekommen und suchen sich selbst Kunden, denen sie den Strom verkaufen können. Für die Stadtwerke könnte also das eigene PV-Kraftwerk ein Lieferant für Strom sein, den sie zu sehr günstigen Konditionen bekommen und entsprechend weiterverkaufen.
Doch ganz so einfach ist es nicht! Das Problem ist, dass die Sonne nur tagsüber, im Sommer mehr, im Winter weniger und zu den verschiedenen Tageszeiten nochmal unterschiedlich intensiv scheint. Bei einem sonnigen Sommertag könnte der mit dieser Anlagengröße erzeugte Strom schon mal ausreichen, Viernheim zu versorgen. Nachts oder bei weniger Sonnenschein aber nicht. Das heißt, die Stadtwerke müssten für diese Zeiten dann Strom zukaufen. An der Strombörse kann man genau das tun. Allerdings schwanken die Strompreise für diese Zeiten stark. Wenn die Sonne scheint und der Wind bläst, sind die Preise im Keller. Wenn die Sonne nicht scheint, sind die Preise hoch. Und genau hier liegt das Risiko, welches die Stadtwerke eingehen müssten.
Private Unternehmen, die solch große Anlagen betreiben, gehen dieses Risiko ein und erzielen damit höhere Gewinne. Das gibt’s also schon. Oder man denkt über große Stromspeicher nach. In großen „Akkus“ wird der tagsüber erzeugte PV-Strom gespeichert und dann in der Nacht „ausgespeichert“ und genutzt. Auch das gibt es schon. Die Preise für solche Speicher sind in den letzten Monaten stark gesunken und bis die Anlage dann tatsächlich steht, werden sie sicherlich noch weiter sinken. Die technologische Entwicklung in diesem Bereich ist enorm.
Ich würde mir wünschen, die Stadtwerke arbeiten an einem solchen Modell oder prüfen zumindest die Realisierbarkeit. Letztendlich ist das ein viel diskutiertes Modell für die Zukunft: Quartiersspeicher in einzelnen Stadtteilen speichern Strom aus PV nah bei den Verbrauchern und geben ihn dann in den sonnenärmeren Zeiten wieder ab. Damit wären viele Zwischenhändler und Stromtransporteure ausgeschaltet und die Preise könnten sinken. Ob wir wohl ein solches Modell in Viernheim bekommen könnten? Also nicht erst später, wenn es alle machen, sondern jetzt schon, wenn wir es brauchen?
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein tolles neues Jahr!
Kleine Korrektur…
Günstiger Strom für Viernheim? Ein Nachsatz.
Bei meinem obigen Weihnachtswunsch-Leserbrief nach günstigerem Strom in Viernheim hat sich ein Denkfehler eingeschlichen. Das, was ich zum Thema Einspeisung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geschrieben habe, trifft für die geplante Photovoltaikanlage der Stadtwerke nicht zu. Die Anlage ist schlichtweg zu groß. Die Regelungen des EEG gelten nur für Anlagen mit Leistungen unter 100 Kilowattpeak. Eine kleine Ungenauigkeit in der Information, die ich korrigieren muss. Im Ergebnis ändert es nichts, denn mein Wunsch war ja eh den Strom in Viernheim günstig an die Bürgerinnen und Bürger verkaufen.
Insofern bleibt die Grundfrage: Werden die Stadtwerke den einfachen Weg gehen und sich einfach einen Vermarkter suchen, der die Vermarktung des Stroms für sie übernimmt und natürlich daran mitverdient. Oder werden sie den Strom selber nutzen, um in Viernheim günstigeren Strom als anderswo anzubieten. Das wäre dann mal ein Projekt, was Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen direkt zugutekäme.
Vielleicht würden ja bei dauerhaft günstigem Strom sogar neue Unternehmen nach Viernheim kommen und dann Gewerbesteuer bezahlen? Dann hätte man gleich etwas für den maroden Haushalt getan. Aber das ist schon wieder ein neuer Wunsch.