Wie kommt der Ausbau der Photovoltaik voran? „So Mittelgut“!
Man hört ja recht wenig von offiziellen Stellen, wie es mit den Aktivitäten der Stadt Viernheim um den Klimawandel so bestellt ist. Die Ziele aus dem Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2018 waren hoch – unter anderem wollte man den Stromverbrauch zu 30 Prozent aus lokalen regenerativen Quellen decken.
Wo stehen wir in Viernheim mit diesen Zielen? Offizielle Zahlen dazu gibt es keine. Schade, denn als interessierter Bürger wüsste ich schon gerne, wo wir stehen. In Organisationen, denen die Erreichung bestimmter Ziele wichtig sind, würde man dazu regelmäßig Zahlen erheben und dann die eigenen Aktivitäten danach ausrichten. Sonst wird man 2030 entweder feststellen „Oh, super, wir haben es geschafft!“ oder eben „Oh, Pech liebe Bürgerinnen, hat leider nicht geklappt.“ Hier wird die Energiewende dem Zufall überlassen.
Mit den fehlenden offiziellen Zahlen macht es die Stadt uns also nicht leicht. Beim Ausbau der regenerativen Energiequellen gibt es aber Daten von anderen staatlichen Stellen. Das Marktstammdatenregister erfasst alle einzelnen Quellen regenerativen Energien – also auch jede einzelne Photovoltaikanlage auf Viernheims Dächern. Hier können wir recht gut nachvollziehen wie es um die Entwicklung in Viernheim bestellt ist.
Nach diesen Daten haben wir in Viernheim bis zum 30.6.2023 Photovoltaik (PV)-Anlagen mit einer Leistung von 12030 Kilowattpeak (kWp) installiert. Bei optimaler Sonne könnten wir in Viernheim also 12030 Kilowattstunden Strom pro Stunde von Viernheims Dächern ernten. Das klingt als Zahl schon mal nicht schlecht, relativiert sich aber, wenn man sieht, wie viel Leistung das einwohnermäßig kleinere Lampertheim installiert hat. Lampertheim hat mit 25196 kWp nämlich gut das Doppelte an Leistung in der gleichen Zeit installiert. Lampertheim war also, was den Ausbau angeht, doppelt so erfolgreich. Trotz weniger Einwohnern und infolgedessen auch weniger Dächern.
Wie sieht denn die Entwicklung über die Zeit aus? Kommen wir wenigstens hier voran? Nach wenigen 539 kWp zusätzlich installierter Leistung im Pandemiejahr 2021 wurden im Energiekrisejahr 2022 rund 1801 kWp neu installiert und in der ersten Jahreshälfte 2023 bereits 2289 kWp. Hier geht es also durchaus voran und das auch wesentlich stärker als in Lampertheim.
Viernheim hatte vor der Energiekrise einen Stromverbrauch von rund 110 Gigawattstunden pro Jahr. Da wir keine anderen Zahlen haben
Wir wissen auch nicht, wie viel Strom in Viernheim mit der installierten Leistung von 12030 kWp tatsächlich erzeugt wurde. Aber man kann annehmen, dass pro kWp Leistung rund 1000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden können. Rechnet man nun mit diesen Zahlen weiter, kommen wir auf rund 10 Prozent. Das heißt, dass der Viernheimer Stromverbrauch eines Jahres zu rund 10 Prozent lokal aus PV-Anlagen von Viernheimer Dächern gedeckt werden kann.
Seit der Herausgabe des Klimaschutzkonzepts sind bis heute 5 Jahre vergangen und es sind noch weitere 7 Jahre bis die Ziele erreicht sein sollen. Das Ziel lautet 30 Prozent des Stromverbrauchs soll aus lokalen regenerativen Quellen kommen. Heute sind es bereits rund 10 Prozent. Fehlen noch 20 Prozent in etwas mehr als der bereits vergangenen Zeit.
Wenn man die Zahlen so sieht, muss man feststellen, dass die bisherige Entwicklung eher „so mittelgut“ ist. Es geht zwar voran und pro Jahr kommt aktuell mehr als im Vorjahr dazu, aber das reicht bei weitem nicht aus. Hinzu kommt, dass die leicht erschließbaren Flächen irgendwann erschlossen sind und es dann immer schwieriger wird. Und der Anteil von 10 Prozent gilt für den Fall, dass der Stromverbrauch gleich bleibt. Der steigt aber unweigerlich wegen der neuen Verbraucher an. Das aktuelle Tempo beim Thema Strom wird also nicht ausreichen.
Wichtig wäre, die Aktivitäten jetzt massiv zu steigern und sich endlich um Transparenz bei den Zahlen zu bemühen. Wir alle müssen sehen können, ob es vorangeht und ob sich die Zahlen gemäß der Ziele entwickeln! Wir müssen wissen, wo wir stehen, um auch umsteuern zu können, wenn wir auf dem falschen Weg sind. Will die Stadt hier nicht vielleicht doch ein klein wenig transparenter werden? Ein klitzekleiner Beschluss des Parlaments würde dazu schon ausreichen…
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