62 Cent für Strom: Und nun, Herr Bürgermeister?
Nun also 62 Cent pro Kilowattstunde Strom. Das ist mal eine Ansage! Dem Vernehmen nach haben die Stadtwerke 16.000 Schreiben an ihre Kunden in Viernheim, Heddesheim und Hirschberg geschickt, die alten Verträge gekündigt und einen neuen Vertrag angeboten, mit einem Preis von 62 Eurocent pro Kilowattstunde. Da kommen unweigerlich Fragen auf.
Die letzte Preiserhöhung um bereits 50 Prozent auf 45 Cent pro Kilowattstunden im Frühjahr 2022 ging an vielen Viernheimerinnen und Viernheimern noch vorbei, denn deren Verträge liefen vermutlich noch. Angesichts der Zahl der Schreiben, dürfte das neue Preisniveau von 62 Cent nun aber bei allen angekommen sein. Sind die Stadtwerke noch der zuverlässige Lieferant, wie in der Vergangenheit? Warum gibt es nicht mehr Erklärungen dazu? Warum hält sich der Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke so bedeckt? Wo wird das hinführen? Was sind die Zukunftsperspektiven? Wie steht es um die Sicherheit der Energieversorgung, wenn solche drastischen Maßnahmen notwendig sind? Wird mit längerfristigen Versorgungsengpässen und Abschaltungen gerechnet? Sind wir gerüstet für längere Blackouts?
Mit Krieg und steigenden Energiepreise allein ist das nicht zu erklären. Immerhin gibt es Anbieter, die es besser hinbekommen haben – zumindest bisher. Mindestens zwei Möglichkeiten gibt es, es besser zu machen: Man versorgt sich mit Energie aus eigenen Quellen und/oder man hat ein gutes Händchen beim Einkauf von Energie von anderen Stromerzeugern. Letzteres ist sicherlich ein schwieriges Feld, aber vielleicht haben sich die Stadtwerke mit Laufzeiten und Preisen ja auch verzockt? Wir wissen es nicht, denn dazu gibt es keinerlei Informationen. Gerne wird dann darauf verwiesen, dass es andere Versorger gibt, die genauso schlecht sind. Das mag ja sein, aber beruhigt mich persönlich nicht wirklich.
Es sind eben auch strukturelle Versäumnisse, die die jetzigen Erhöhungen notwendig machen. Die Versorgung mit Energie aus lokalen und regenerativen Quellen ist schlecht. Viernheim hat im eigenen Stadtgebiet bisher so wenig Photovoltaik wie keine andere südhessische Stadt installiert. Biogasanlagen gibt es nicht. Hätten wir in der Vergangenheit hier mehr getan und gleichzeitig Speicherkapazitäten aufgebaut, wären diese Preise heute wohl nicht notwendig.
Mit der Geothermie befasst sich die Stadt, den Angaben des Bürgermeisters nach, mindestens seit April diesen Jahres. Bisher überlässt sie es aber weitgehend einem Geothermie-Unternehmen darüber zu informieren. Will die Stadt diese Technologie? Wenn ja
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, wie wird das werden? Wenn nein, was sind weitere Alternativen? Überzeugende Strategien für die Zukunft sind Mangelware.Was ist also zu tun? Zuallererst ist eine ehrliche, transparente und zahlenbasierte Standortbestimmung notwendig. Woran liegt‘s? Was wurde bisher getan? Wie sind die bisherigen Maßnahmen zu bewerten? Was machen die, die bisher besser durch die schwere Zeit gekommen sind? Was passiert in anderen Ländern? Was können wir hier lernen?
Als Zweites brauchen wir eine realistische Analyse über den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Strom, Wärme und anderen Energien. Als Drittes müssen dann Lösungen für die Situation in Viernheim entwickelt und natürlich umgesetzt werden. Ich weiß, dass das einfacher zu schreiben ist, als umzusetzen. Und es birgt natürlich auch das Risiko des Scheiterns. Aber auch Nichtstun oder „Weiter so“ sind ein erhebliches Risiko. Das Scheitern des Nichtstuns spüren wir gerade sehr heftig am eigenen Geldbeutel.
Haben die Verantwortlichen die Situation im Griff? Mit den jetzigen Erhöhungen sowie der bisher verweigerten Kommunikation dazu, haben Stadtwerke und Stadt viel Vertrauen der Öffentlichkeit verspielt. Das zeigt sich auch daran, dass sich Bürgerinnen und Bürger an mich als kritische Stimme wenden und nicht mehr primär an die tatsächlich Verantwortlichen. Schön, dass ich doch einige überzeugen konnte, dem Bürgermeister direkt zu schreiben.
Wir brauchen endlich gute und funktionierende Lösungen! Macht die Prozesse dazu transparent und beteiligt die Öffentlichkeit! Macht die Zahlen öffentlich, dass man fundierte Vorschläge machen kann! Fragt die Experten in der Bevölkerung und sucht nach neuen Impulse für gute Lösungen. Hört Euch das wenigstens an, setzt Euch damit auseinander! Das kann die Politik dann prüfen und umzusetzen. Oder macht selbst funktionierende Konzepte und verdient Euch das Vertrauen zurück! Anders werden wir die aktuelle Energiekrise UND die Energiewende nicht bewältigen.
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