Stand bei der Energiewende in Viernheim
Mannheim und Heidelberg haben sich die Tage öffentlichkeitswirksam das Ziel gesetzt, bis 2030 Klimaneutral zu sein. In der Brundtlandstadt Viernheim lassen wir uns nach aktuellen Stand damit Zeit bis ins Jahr 2050 – also 20 Jahre länger als Mannheim, Heidelberg und ganz viele andere Städte in Deutschland und auf der Welt. Wird das dem Brundtlandgedanken gerecht oder wird es endlich Zeit, das Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2018 neu zu denken? Wie ist der aktuelle Stand bei der Energiewende in Viernheim?
Die Zahlen, die man dazu finden kann, sind gruselig. Viernheim liegt beim Ausbau der Photovoltaik im Vergleich zu den umliegenden südhessischen Gemeinden auf dem allerletzten Platz. Bezogen auf den gesamten Energieverbrauch in Viernheim dürfte der Anteil an Strom aus Photovoltaik im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Das ist wenig – vor allem angesichts eines Krieges, der die Versorgungssicherheit mit dem fossilen Brennstoff Gas infrage stellt. (Die Windräder, die die Stadtwerke anderen vor die Nase gesetzt haben, lasse ich hier bewusst mal außen vor.) Wie sehen die Strategien der Verantwortlichen der Stadt zur Energiewende aus? Vor allem unter den neuen Bedingungen? Zu einigen Punkten habe ich in den vergangenen Monaten Vorschläge gemacht.
- Wir brauchen Zahlen, anhand derer wir konkret ablesen können, wie weit wir sind. Wir müssen messen, ob wir auf dem richtigen Weg sind! Ein „Dashboard“ kann das liefern und Transparenz für alle bringen. So sehen wir, ob die Kampagnen zur Photovoltaik oder zur Fahrradbenutzung tatsächlich die notwendigen Erfolge liefern oder nicht.
- Wir müssen die Ziele aus dem Klimaschutzkonzept unbedingt überdenken. Gemäß der CO2-Uhr auf der städtischen Webseite haben wir um das 1,5-Gradziel noch zu erreichen noch sieben Jahre und 2 Monate Zeit. Wie passt das Ziel bis 2050 CO2-neutral zu sein damit zusammen? Sind die Planungen aus 2018 noch sinnvoll und mit welchen Maßnahmen kriegen wir so viel Dynamik in die Aktivitäten, dass nicht nur hehre Worte das Herz erwärmen?
- Am schnellsten wirksam dürfte bei der Energieversorgung der Ausbau der Photovoltaik sein. Dazu brauchen wir eine massive Aktion, die uns weit voran bringt. Dazu hatte ich vorgeschlagen, dass neben der Beratung privater Hausbesitzer vor allem die Stadtwerke den Ausbau übernehmen. So können Vorteile beim Einkauf der Solarmodule und der Technik gehoben und der bürokratische Aufwand für die Einzelnen reduziert werden. Alle Dächer öffentlicher Gebäude bekommen eine PV-Anlage, private Dächer werden angemietet und versorgt und andere geeignete Flächen wie Parkplätze oder auch Straßen werden überbaut. Unten Parken (im Schatten!), oben Sonne! Jeder Hausbesitzer, der ein Dach in Richtung Sonne hat, wird angesprochen. Überall wo PV Platz findet, erzeugen wir Strom aus der Sonne.
- Was machen wir, wenn die Sonne nicht scheint? Stromspeicher sind das eine, aber es gibt ja noch mehr CO2-freie Quellen. Über Geothermie und andere Modelle zur Strom- und Wärmeerzeugung wird anderswo in unserer Region bereits intensiv nachgedacht.
- Gas wird häufig für die Erzeugung von Wärme verwendet. Die Nutzung von Geothermie, also der Erdwärme, ist dazu eine mögliche Alternative. Biogas kann in Teilen das Erdgas ersetzen, idealerweise erzeugt aus Abwasser, Gülle und anderen geeigneten Stoffen als aus Nahrungsmitteln. Wärme kann außerdem auch in Holzheizkraftwerken gewonnen werden, in denen Holzbrennstoffe aus der Waldpflege zum Einsatz kommen. Ob wir die verbrennen oder diese im Wald verrotten, läuft bei der Umsetzung in CO2 auf das Gleiche hinaus.
- Der Ausbau des Fernwärmenetzes oder die Bildung kleinere „Nahwärmenetze“ wie zum Beispiel in neuen Baugebieten, aber auch in den bestehenden Stadtteilen sind ein weiterer wichtiger Punkt für die gemeinsame und lokale Versorgung mit Strom und Wärme.
Das wäre mal ein erster Anfang. Daneben gibt es viele weitere Punkte, die man mal kritisch betrachten sollte, wie das ungebremste Bauen mit Beton (Wie wäre es mit einem Rathaus aus Holz?), das weitgehend unnütze Bussystem für die Verkehrswende und vieles mehr. Wir brauchen mehr Aktionen mit messbarer Wirkung!
Ich hoffe inständig, dass die Brundtlandstadt Viernheim einen wirksamen Weg findet, die CO2-Emissionen zu senken. Im Energiesektor zu beginnen ist gut und richtig, denn da sind am schnellsten Erfolge möglich, die wir zudem auch messen können.
Zur CO2-Uhr auf der städtischen Webseite
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